AUSTRIAN ACADEMY 2022
Prof. Dr. Thomas Mayer (Flossbach von Storch Research Institute, Köln)
Im zweiten Teil seines Vortrags geht es zunächst um die Frage: Wie wirkt sich der Zins auf die Realwirtschaft aus? Genau dies würden Keynesianer falsch beantworten, weil in ihrem Denken die Gleichheit von Sparvolumen und Investitionen (S=I) gelte, der Bankensektor mit seiner Geldschöpfung durch die Kreditvergabe werden ausgeklammert und übersehen. Die Banken geben nicht einfach erspartes Geld ihrer Kunden als Kredite weiter, sondern schaffen mit jedem Kredit neues Geld, das dann in Umlauf gerät. Genau dies bzw. die beständige Korrektur der durch diesen Prozess initiierten monetären Expansion führt zum bekannten Konjunkturzyklus (Bust and Boom). Infolge des „blinden Flecks der Keynesianer“ wird dies in der keynesianisch dominierten Wirtschafts- und Geldpolitik jedoch notorisch übersehen.
Der Referent zeigte, wie sich dieser Kreditzyklus in verschiedenen Volkswirtschaften manifestiert, was das für die Zinsen, die Inflation, aber auch die Vermögenspreise bedeutet und wie dadurch die gesamte Wirtschaftsstruktur verzerrt wird. Die „Irrfahrten der Geldpolitiker im Fiat-Kreditgeldsystem“ seien deshalb systembedingt und könnten letztlich nur durch eine Reform unserer Geldordnung behoben werden – eine Reform, die viel mehr dem Geist des auf dem Unternehmertum basierenden Kapitalismus entspräche als ein Geldsystem, das letztlich in ungesunder Weise die Finanzwirtschaft aufbläht und diese auch immer mehr von der Realwirtschaft abkoppelt.
Zu beenden sei auch die „Verschmelzung von Geld- und Fiskalpolitik“, letztlich die monetäre Finanzierung der Staaten durch die Zentralbanken, wie das seit der Finanzkrise zunehmend geschehen ist, was zudem die Staatsschulden in einer Weise in die Höhe trieb, die jetzt insbesondere die EZB vor die Frage stellt, ob sie die Zinsen überhaupt noch anheben kann, ohne dadurch die Staaten der Euro-Zone in den Bankrott zu treiben.
Die Lektionen aus der Geldgeschichte sind: Zinssenkungen ohne starke Geldemengenausweitung befeuert die Preise für Vermögenswerte. Da monetäre Staatsfinanzierung mit Geldmengenausweitung verbunden ist, führt sie längerfristig auch zur Konsumentenpreisinflation. Ist mit der Entwertung des Geldes ein politischer Umsturz verbunden, endet die Geldkrise in einer Währungsreform. Findet jedoch die Entwertung des Geldes ohne politischen Umbruch statt, führt eine schleichende Geldkrise zur Abwanderung aus dem Staatsgeld, wofür natürlich die Kryptowährungen ganz neue Möglichkeiten bieten.
Dieser Vortrag wurde bei der AUSTRIAN ACADEMY 2022 „Marktwirtschaft und Unternehmertum – ihr Beitrag zu einer freien und menschlichen Gesellschaft” gehalten. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der mehrtägigen Veranstaltung waren 21 Studenten und junge Berufstätige, die aufgrund eines Bewerbungsverfahrens ausgewählt wurden und vom Austrian Institute, dem Organisator der Veranstaltung, ein Vollstipendium erhielten. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft (Berlin) sowie mit Unterstützung der Österreichischen Industriellenvereinigung (IV) statt.
Hier finden Sie das Programm und alle Vorträge, die als Video oder in schriftlicher Form erhältlich sind. Und hier geht’s zur Hauptseite der Austrian Academy mit allen Berichten und Videos dieses Jahres und der letzten Jahre.
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