
Die Flagship-Veranstaltung des Austrian Institute, die Austrian Academy, fand dieses Jahr nun zum siebten Mal statt. Als wir die Veranstaltung 2019 zum ersten Mal durchführten, war das ein Experiment mit für uns ungewissem Ergebnis. Mittlerweile ist die Austrian Academy für viele zu einer festen Institution mit einem beträchtlichen Netzwerk von jungen Leuten geworden, Studenten und Berufstätigen, wovon einige auch bereits in unternehmerischer Funktion aktiv sind.
Rekordhohe Zahl an Bewerbungen und neuer Veranstaltungsort
Einige Referenten, etwa die Professoren Stefan Kooths und Werner Plumpe, haben es geschafft, an bisher allen Tagungen seit 2019 mit dabei zu sein. Andere kamen bereits mehrmals. Zum ersten Mal nicht dabei war dieses Jahr Philip Booth aus London, der aber gewiss in den kommenden Jahren erneut als Referent mit an Bord sein wird. Thema, oder eher Leitmotiv, war mit winzigen Varianten immer dasselbe: „Marktwirtschaft, Freiheit und Unternehmertum – Fundamente einer humanen Gesellschaft“. Genau darum ging und geht es bei der Austrian Academy!
Was heuer zum ersten Mal anders war, ist der Ort: Nicht mehr im Seminarhotel am Friedrichshof im schönen Burgenland, sondern mitten in Wien fand die Austrian Academy statt, aber dennoch im Grünen, nämlich im Seminarhotel Springer Schlössl, das in unmittelbarer Nähe des Parks von Schloss Schönbrunn liegt. Der Abschied vom Friedrichshof, der aus wirtschaftlichen Gründen leider seine Pforten schließen musste, hat uns, aber auch unseren Stamm-Referenten, sehr leidgetan.
Aber wir wurden gut entschädigt. Die neue Location im Fachwerkhaus des Seminarhotels Springer Schlössl mit der modern eingerichteten Campus-Halle, dem geräumigsten Seminarraum der ganzen Anlage, dem gut geführten Hotel mit gepflegtem Restaurant und „Schanigarten“ – einer gedeckten Terrasse im Freien – hat sich als Volltreffer erwiesen.
Die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz waren hochmotiviert. Aufgrund eines Bewerbungserfahrens waren sie von uns sorgfältig ausgewählt worden; es gab doppelt so viele Bewerbungen wie verfügbare Plätze. Alle Teilnehmer erhielten ein Vollstipendium, nur die Reisekosten mussten selbst bezahlt werden. Entsprechend hoch war das Niveau der Fragen und der Diskussion nach den einzelnen Vortragseinheiten. Es waren junge Menschen, die sich nicht mit dem Minimum zufriedengeben, sondern bereit sind, einen Teil ihrer Ferien für Weiterbildung zu investieren, Neues zu lernen, und dies mit einer Offenheit, die unsere Referenten begeisterte.
Neues Team und einige altbekannte Stammreferenten
Tagungsleiter war heuer zum ersten Mal Boris Galic, der einen Master in Internationale Wirtschaftsbeziehungen besitzt und einige Jahre im Bundeskanzleramt der Republik Österreich als Referent tätig war. Er wurde von einem unserer beiden Academy Manager, Robert Jexenflicker, assistiert. Den Eröffnungsvortrag am Donnerstagnachmittag hielt Hanno Lorenz, Ökonom bei der Agenda Austria, zum Thema „‘Die Welt wird immer schlimmer!‘ Tatsächlich? Wie die freie Marktwirtschaft die Welt aus der Armut führt“. Der Titel umreißt bereits Thema und Grundaussagen des Vortrags, der mit Zahlen und Fakten anschaulich machte, woher unser Wohlstand kommt. Am Abend sprach die bekannte Ethnologin und Islamspezialistin Susanne Schröter, emeritierte Professorin der Universität Frankfurt a. Main, über „Islam und Islamismus: wo liegen die Unterschiede?“ – ein mutiger Augenöffner, ohne Polemik, aber mit Klarheit und großem Sachwissen. Gerade aus liberaler Sicht ein drängendes Thema.
Am nächsten Vormittag folgte – wie gewohnt, darf man sagen – der Doppelvortrag bzw. die zwei Vorlesungen von Stefan Kooths, Stefan Kooths, Direktor für Konjunktur- und Wachstumsforschung am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Er sprach zu den Themen „Marktwirtschaft und Wettbewerb“ und „Wirtschaftswachstum und Wohlstand“. Mit seinem gewohnten didaktischen Geschick führte er in die Grundlagen der Mikroökonomik auf „österreichischer“ Grundlage, vor allem der subjektiven Werttheorie, ein und ging dann auf Irrwege bzw. Fallstricke einer makroökonomischen Betrachtung ein, die den Bezug zur ihrer mikroökonomischen Basis und damit zur Realität verloren hat. Dieser Realitätsverlust führt, wie Kooths plausibel machte, zur wirtschaftspolitischen Orientierungslosigkeit und zu krassen politischen Fehlern.
Am frühen Nachmittag sprach Kooths‘ früherer Kollege und Präsident des Institut für Weltwirtschaft Kiel, jetzt Direktor des WIFO, Wien, und Professor an der dortigen WU, Gabriel Felbermayr. Das Thema „Globalisierung, Freihandel und Wohlstand in einer Welt geopolitischer Spannungen“ war natürlich hochaktuell. Felbermayr, der sich der Überlegenheit des Freihandels wohl bewusst ist, verstand es, die geopolitischen Herausforderungen zu adressieren, die Abstriche aus politischen Gründen nötig machen können; zudem analysierte er die Bedeutung der gegenwärtigen Krise des auf Rechtsprinzipien und offenen Grenzen beruhende Welthandelssystem.
Werner Plumpe, seit zwei Jahren emeritierter Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Frankfurt a. Main, hielt seinen Vortrag zum Thema „Varianten der Kapitalismuskritik in der Geschichte und ihre Relevanz für die Gegenwart“ war sein Thema. Ein faszinierender Durchgang durch die Geschichte und die Variationen einer im Grunde sich immer gleichbleibenden Kritik am Kapitalismus, einer Wirtschaftsform, die am meisten den Armen und den Unterschichten nutzte, aber stets von den aristokratischen, intellektuellen und auch klerikalen Eliten aus verschiedenen Gründen, aber mit ähnlichen Argumenten kritisiert wurde.
Der Samstagmorgen gehörte ganz Karl-Friedrich Israel, schon seit längerer Zeit Wirtschaftsprofessor an der Université Catholique de l’Ouest, Angers (Frankreich), seit diesem Jahr Lehrstuhlinhaber. Sein Thema war Geld und Geldpolitik: „Der Zins als Preis der Zeit und das Problem des billigen Geldes“, so lautete der Titel des ersten Vortrags. Danach ging es um „Inflation und ihre Messung: Probleme, Tücken und die Herausforderungen für unseren Wohlstand“. Eine Einführung in die Zinstheorie der österreichischen Schule, die geeignet ist, die Konjunkturzyklen zu erklären du Inflation als nicht nur ökonomisches Problem, sondern vor allem als soziales Übel in der Blick zu bekommen.
Schließlich war, wie jedes Jahr, auch der Präsident des Austrian Institute, Martin Rhonheimer, an der Reihe, dieses Jahr mit dem Thema „Was ist das Soziale an der ‚Sozialen Marktwirtschaft‘?“. Eine Auseinandersetzung mit den Grundideen Ludwig Erhards, vor allem aber Alfred Müller-Armacks, aber auch der Ordoliberalen. Rhonheimer zeigte, dass den Verfechtern einer „sozialen“ Marktwirtschaft das Vertrauen in die Kräfte des Markts letztlich fehlt. Das Programm, den Staat zum Hüter des Wettbewerbs zu machen, habe nach und nach zu einer stetig stärkeren Rolle von Staat und Bürokratie geführt. Dem setzte der Referent die Wettbewerbsvorstellung Friedrich August von Hayeks entgegen, aber auch jene von Erhards Doktorvater Franz Oppenheimer, und plädierte für eine freie Marktwirtschaft, die durch staatlichen Interventionismus nicht in ihrer wohlstandsschaffenden Dynamik behindert wird.
Ein Vortrag über Videocall und zum Abschluss Bitcoin
Den Samstag beschloss Gunther Schnabl, beurlaubter Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig und gegenwärtig Direktor des Flossbach von Storch Research Institute in Köln, der am späteren Nachmittag, allerdings nur über Zoom auf dem Bildschirm, anwesend sein konnte. Dank der gelungenen Technik, die dafür unser Kameramann und Videoproduzent Patrick Zadrobilek eingerichtet hatte, war seine Präsenz dennoch sehr intensiv, die Teilnehmer konnten auch Fragen stellen und mit dem Referenten diskutieren. Thema war „Der Kampf um die Leitwährung und das exorbitante Privileg: Dollar, Euro, Gold oder Bitcoin“. Damit war auch schon ein Aufschlag für den letzten Vortrag, am Sonntagmorgen, gemacht.
Dabei ging es dann nämlich um „Bitcoin – Falsche Verheißung oder echte Chance für die Zukunft?“. Der bekannte Journalist, Podcaster und Unternehmer Nikolaus Jilch sprach zu diesem Thema auf sehr kurzweilige und informative Weise. In der Tat sieht der Referent in der Kryptwährung eine echte Zukunftschance, um wieder zu einer Welt ohne Inflation zu gelangen, in der sich Sparen lohnt, die heutige Mentalität des „kauf heute und zahle morgen!“ also nicht mehr gilt. Sie wäre eine Welt, in der selbstverantwortliche Vorsorge gerade auch im Verband der Familie wieder Sinn machen würde und vor allem wäre sie eine Welt, in der das, im Unterschied zu heute möglich wäre.
Austausch, Debatten, Networking, neue Freundschaften
Die Vorträge waren natürlich nicht alles, was die Austrian Academy zu bieten hatte. Wichtig an solchen Veranstaltungen sind die Gespräche zwischendurch, bei Tisch und beim geselligen abendlichen Get-together oder der Grillparty am Samstagabend. Das Knüpfen neuer Bekanntschaften, Networking, Austausch von Meinungen ist ein besonders wichtiger Aspekt solcher Veranstaltungen. Am Freitagabend wurde, wie bereits in den vergangenen Jahren, noch ein Podium mit den anwesenden Referenten organisiert, man konnte weitere Fragen stellen, mit den Professoren diskutieren oder auch zuhören, wie diese untereinander Argumente austauschten.
Nach jeder Austrian Academy überkommt uns, die Veranstalter, dieselbe Idee: es hat sich gelohnt und wir müssen die Veranstaltung unbedingt auch nächstes Jahr wieder durchführen. Es wird wieder das zweiletzte Wochenende im September sein, nächstes Jahr als 17.-20. September.
Wichtig ist aber auch das immer größer werdende Netzwerk der Austrian Academy Alumni. Die drei „A“ haben uns zum Namen „Triple-A-Club“ inspiriert, unter dem wir versuchen, die verschiedenen Jahrgänge der Austrian Academy untereinander bekannt zu machen. „Triple-A“ ist höchste Bonitätsstufe, und das ist unsere Absicht! Junge Menschen zu fördern und sie untereinander in Kontakt zu bringen, die auf der Grundlage der Liebe zur Freiheit und ihrer Verteidigung die Welt verbessern wollen, nicht mit seichten ideologischen Utopien oder Illusionen, sondern aufgrund soliden ökonomischen, historischen und sozialphilosophischem Wissen.
Gruppenfoto: Die Teilnehmerinnnen und Teilnehmer der Austrian Academy 2025

Weitere Bilder von der Austrian Academy 2025
(Fotocredit für ale Bilder auf dieser Seite: Patrick Zadrobilek/Austrian Institute)
Sonntagmorgen: Übergabe der Teilnahmezertifikate und Verabschiedung
Der Präsident des Austrian Institute, Martin Rhonheimer, übergibt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Teilnahmezertifikat und verabschiedet sich persönlich von jedem einzelnen.
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