Um den Geldhahn aufzudrehen, ist den Notenbanken seit elf Jahren jede Ausrede recht – die neueste: sie wollen sich an der Klimarettung beteiligen. Die amerikanische Notenbank FED und die neue EZB-Chefin Christine Lagarde eilen nun ihrerseits dem Schulmädchen aus Schweden nach, als ob die Debatte nicht längst liefe. Schlimmer aber, dass diese Notenbanken jetzt einmal mehr sich ihr „remit“, ihre Aufgaben und Zuständigkeiten selbst erweitern. Noch schlimmer – ihre bisherige, aus dem Ruder laufende Geldschöpfung hat Umwelt- und Klima-Schäden bewirkt. Aufhören – das wäre wirksame Klimapolitik.
Man kann nur mal einen – großen – Teil der gegen immer neues Geld aufgekauften Papiere vorführen. Die FED und die EZB kauften Obligationen auf, die durch Hypotheken gedeckt sind – in Deutschland „Pfandbriefe“ geheißen. Damit förderten die Notenbanken den Bauboom, der überall läuft. Baukredite und Hypotheken sind im ganzen Westen in fast unerschöpflichem Masse erhältlich, die Banken werfen die Gelder den Bauherren und Besitzern richtiggehend nach. Darüber hinaus ist das Bauen und die kreditbasierte Finanzierung von Wohneigentum dank der niedrigen Zinsen fast gratis geworden. Diese Geldflüssigkeit und Geldkosten sind das Werk der Notenbanken, mit ihnen auch die steigende Beanspruchung von Landschaft, die immer größeren bewohnten Bodenflächen und die zu beheizenden Räume. Zwischen den immer ausgedehnteren Agglomerationen verlängern sich die Transportwege.
Diese Finanzierung hat außerdem das Anrüchige der Verbriefung an sich, das in der Finanzkrise nicht genug kritisiert werden konnte. Denn die Banken gewähren Bau- und Hypothekarkredite. Dann packen sie diese in Obligationenbündel ein, verkaufen diese an Investoren auf dem Kapitalmarkt. Sodann treten die Notenbanken auf und kaufen diese Obligationen ihrerseits auf – sie setzen neues Geld in den Markt. Die Banken können damit wieder neue Hypotheken gewähren, sie haben die alten aus der Bilanz gefegt und sind wieder risikofähig. Im Bau würde man von einem Kreislauf- oder Durchlauferhitzer sprechen. Und die Zahlen da sind geradezu erdrückend. Die FED hält 1.360 Milliarden Dollar in solchen Verbriefungen des Immo-Marktes, und die EZB 260 Milliarden Euro in solchen Hypo-Paketen.
Stünden dagegen die Hypothekarzinsen auf 5 Prozent wie vor der Finanzkrise, dann müsste sich jeder Bauherr, jeder Hausbesitzer gründlich seinen Kostensockel überlegen. Allen Bürgern – auch den Neukäufern – würde ein Knappheitssignal ausgesendet. Knapp sind Raum und Boden, Ziegel, Zement und Kupfer, knapp sollte Kapital sein. Heute tragen sie alle keine Preisschilder mehr, wenn man sie kreditfinanziert. Die Notenbanken laden zur Verschwendung ein.
Auf die gleiche Tatsache stieß der Think Tank Bruegel in Brüssel. Er untersuchte die anderen Obligationenkäufe der EZB, zu denen – eigentlich ungeheuerlich – Unternehmensanleihen zählen. Denn in der klassischen Notenbankenwelt, also vor 2007, gab es keine solchen massiven, gezielten, gewollten Aufkäufe von Unternehmensanleihen. Nun aber besitzt die EZB bereits 15% aller solchen Unternehmensschulden Europas. Sie kaufte über alle Branchen hinweg etwa gleiche Anteile. Doch weil, so die Experten von Bruegel, die Ölfirmen, die Autohersteller und die Fluggesellschaften übermäßig solche Schuldpapiere ausgeben, finanziert die EZB eben diese klimamäßig verdächtigen Branchen auch übermäßig. Sie senkt ihnen die Zinskosten damit, sie erleichtert ihnen den Verkauf solcher Fremdfinanzierungen. Sie stützt deren Expansion, sie verbilligt deren Produkte auch für die Käufer.
Kurz, die EZB und die FED verzerren die Preise, sie verfälschen die Märkte und Produktkosten, sie verführen zur Übernutzung von Raum und Boden, sie schädigen das Klima. Wie die Sozialisten mit dem Ruf nach dem bedingungslosen Grundeinkommen, so suggerieren die Notenbanken eine ökonomische Todsünde, das „free meal“, dass nämlich das Leben nichts koste.
Dies alles, ohne jeden Auftrag von den Parlamenten, nur um den anstehenden Bankrott der überschuldeten westlichen Staaten zu verschleiern. Sonst müssten Politiker und Bürger sparen – also bei Konsum und Klima zurückhalten.