Nach der Durchfinanzierung mit der Notenpresse nun die Inflation

Die Inflation im Euroraum ist auf 7,5 Prozent, in den USA auf 8,3 Prozent angestiegen. Solche Raten verdoppeln die Lebenshaltungskosten innert neun Jahren. Das letzte Mal wüteten solche Raten gegen Sparer und Konsumentenhaushalte in den frühen Siebzigern des letzten Jahrhunderts. Damals aber bekam man auf dem Bankkonto immerhin 5 Prozent Zins, auf Weltbank-Obligationen 8 Prozent. Nichts von alledem heute – die Sparzinsen sind künstlich durch die Notenbanken gedrückt und liegen immer noch bei null.

Die Möglichkeit des Sparens hat der Vulgärkeynesianismus, die Ankurbelungslehre mit Hilfe der Notenpresse, aus den Köpfen verbannt. Jetzt heißt es einfach: Durchfinanzieren.

Die Notenbanken übertünchten seit der Finanzkrise 2008 die damals schon unhaltbare Schuldenlage von Staaten, Firmen, Haushalten mit immer neuem Geld, dasselbe erneut in der Eurokrise und dann wieder in der Covid-Krise. Und jetzt – jetzt rasen die Inflationsraten nach oben.

Lieferengpässe? Energieknappheit? Nein: Zu viel Geld!

Besonnene Ökonomen haben dies vorausgesagt, die Notenbanken jedoch stritten es noch anfangs Jahr als „vorübergehend“ ab. Es sind auch nicht die Lieferengpässe oder die knappere Energie, welche das allgemeine Preisniveau treiben. Alles geht hoch. Und wenn nicht die Geldwalze gedreht hätte, könnte man die höheren Preise infolge der Knappheiten nicht einfach bezahlen, man könnte einander nicht überbieten, sondern müsste sparen. Die Möglichkeit des Sparens aber hat der Vulgärkeynesianismus, die Ankurbelungslehre mit Hilfe der Notenpresse, aus den Köpfen verbannt. Jetzt heißt es einfach: Durchfinanzieren.

Durchfinanziert wurde gewaltsam. Die Kalenderdaten, an denen das geschah, lassen sich genau bestimmen. Nach der Geldschöpfungswelle 2008 und 2012 verkündete die EZB anlässlich der Covid-19-Pandemie am 18. März 2020

Und am 23. März konnte man lesen, die Federal Reserve der USA (bzw. ihr Federal Open Market Committee FOMC)

  • announced it would purchase at least $500 billion of Treasury securities and at least $200 billion of mortgage-backed securities. In addition, the FOMC will include purchases of agency commercial mortgage-backed securities in its agency mortgage-backed security purchases (… kündigte an, dass sie für mindestens 500 Mrd. $ Staatsanleihen und für mindestens 200 Mrd. $ hypothekarisch gesicherte Wertpapiere kaufen wird. Darüber hinaus wird das FOMC in seine Ankäufe von hypothekarisch gesicherten Wertpapieren von Institutionen auch den Ankauf von kommerziell gesicherten Wertpapieren von Institutionen mit einbeziehen.)

Damit sollte einerseits den überschuldeten Staaten jede wünschbare Covid-Ausgabe ermöglicht werden, andererseits konnten viele neue Ausgaben gleich mitfinanziert werden.

Die Politik erhält Zugang zur Notenpresse

Nur schon diese beiden Aufkaufprogramme neuer Staatsschulden machten 1 581 Milliarden Euro in der Eurozone, und in den USA 3 000 Milliarden Dollar aus. Sie fügten sich den Geldschöpfungen seit 2008 hinzu. Man erinnert sich – die Staaten, die EU-Instanzen geben neue Staatsschuldpapier aus, die Banken, Versicherungen kaufen diese, und treten sie rasch den Notenbanken ab, welche dafür die entsprechenden Summen gutschreiben: Das Geld ist angerichtet. In beiden Währungsräumen setzten sich in jenem März drei Tage später die Politikerkommissionen zusammen, um die Riesenausgabenprogramme zu formulieren. Sie waren ganz offensichtlich vor-informiert worden. Die Politiker hatten direkten Zugang zur Notenpresse erhalten.

Die USA gaben mehrmals Tausend-Milliarden-Pakete unter den Präsidenten Trump und Biden aus, die EU-Mitglieder nahmen, wie es hieß, „zur gesamten Hand“ 750 Milliarden Schulden auf – wenn also Italien & Co nicht mehr zahlen können, zahlt Deutschland – und die EU selbst will 1 000 Milliarden künftige Jahresdefizite anhäufen, was aber die Europäischen Verträge verbieten. Nicht genug damit, der Weltwährungsfonds verlautbarte am 2. August 2021 in aller Stille:

Diese neu ausgegebenen Sonderziehungsrechte sind „Buchgeldschöpfung“ des Währungsfonds. Er schreibt den Mitgliedstaaten aus dem Nichts solche Summen gut, diese können bezogen und untereinander für Schuldzahlungen verwendet werden. Sie sind Geldschöpfung pur und erlauben den Staaten erneut, weit über ihre Verhältnisse zu leben, lies: die Steuerkompetenzen der Parlamente und Wähler zu überspielen. Die Geldsause des Währungsfonds übrigens war die erste seit zehn Jahren, also außerordentlich, und sie ist die größte Geldschöpfung auf einen Strich, die in der Weltgeschichte je stattgefunden hat.

Die Folgen einer Umkehr der Geldpolitik wären dramatisch

Und nun tun die Notenbanken so, als ob sie überrascht wären. Allerdings mussten sie jetzt die Umkehr ankündigen, höhere Zinsen und einen Stopp der Schulden-Aufkäufe. Die US-Notenbank will rasch die Bestände sogar abbauen, also verkaufen und das Geld damit den Märkten entziehen. Gleiches müsste die EZB sofort ebenfalls vorkehren. Die Glaubwürdigkeit ist sonst völlig dahin.

Die Folgen einer solchen Umkehr wären jedoch dramatisch. Auch wenn, wie die Notenbanken insgeheim hoffen, die Inflationsraten vielleicht mal auf 5% zurück gehen, werden bei freien Kapitalmärkten die Zinsen auf 6-8% ansteigen. Das heißt für die USA, dass die 30 000 Milliarden Staatsschulden dann 1 000-2 000 Milliarden Dollar jährlich an Zinsen kosten, viel mehr als das ganze Militär des Imperiums. Oder als alle Sozialprogramme. In der EU werden Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich, Belgien ihre Budgets mit gegen zehn Prozent Zinsausgaben belastet sehen. Das alles ist natürlich für diese Staaten untragbar. Folge wären Staatsbankrotte, das Ende des Euro und das Ende der Interventions- und Umverteilungsstaates.

Heute hat das Gratisgeld alle Ausgabenfantasien der Politiker erlaubt. Gegenwärtig werden Hundertmilliarden-Programme für alle Arten neuer Energien aufgesetzt, den Konsumenten werden die Energiepreise subventioniert. Allein das bankrotte Italien hat dafür soeben 18 Milliarden Euro gesprochen. Frankreich, überschuldet, lässt den Atomstrom billig fließen und ruiniert auf diese Weise seine staatlichen Kraftwerke. Die bankrotten Rentensysteme werden durchfinanziert. Man muss einmal zusammenrechnen, wie weit die früheren Marktgesellschaften durch hoheitliche Finanzen und Programme ausgehebelt worden sind. Sobald es mit dem Gratisgeld zu Ende ist, werden alle diese Programme suspendiert, ja brutal gestoppt werden müssen.

Folge wird jede Menge innenpolitischer Unruhen sein. Keine Regierung würde wiedergewählt. Die Knappheiten würden ihr strenges und unerbittliches Gesicht zeigen – und zwar für alle: für die Subventionierten (worunter ja alle fallen), wie auch für die von der Billiggeld-Hausse reich gemachten Wertpapiermillionäre. Es ist fraglich, ob die inflationär natürlich auch steigenden Steuereinnahmen die höheren Zinskosten der Staatsschulden einfach decken können. Dies wird umso weniger der Fall sein, als auch die Staatsausgaben inflationär anwachsen werden.

Die Alternative: Inflation und finanzielle Repression ohne Ende

Die wahrscheinlichere Variante wird eine weiterlaufende Inflation sein, sowie jede Art finanzieller Repression, eine wahre Liste von Folterwerkzeugen gegen die Bürger: Maximalzinsen-Dekrete, Zwangsanleihen bei Versicherungen und Pensionskassen, Einfrierung der Banksichtguthaben bei den Notenbanken, Umschuldungen der Staatsschulden auf 100 Jahre, allenfalls auch deren Annullierung, soweit die Notenbanken sie halten, bis hin zu Kapitalexportverboten.

Wenn das Publikum das Vertrauen verliert und Bargeld hortet, kommen Gebühren bei der Ausgabe und Rücknahme von Bargeld – also dessen Abwertung gegenüber dem Buchgeld. Wenn die Kryptowährungen bis dann glaubwürdiger werden, haben die Notenbanken ein weiteres Problem – sie werden ersetzlich.

Worte wie „Trendwende“ oder „Zeitenwende“ werden oft angeführt. Diesmal treffen sie zu.

ANHANG: „Geldverluderung“ durch die Notenbanken seit dem Ende des Goldankers 1971:
Berechnung: Beat Kappeler

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