AUSTRIAN ACADEMY 2021
Ass.-Prof. Dr. Karl-Friedrich Israel (Université Catholique de l’Ouest, Angers, France)
(Den zweiten Teil „Ökonomische und soziale Folgen der Niedrigzinspolitik“ finden Sie hier.)
Der an der Humboldt-Universität Berlin, dem ENSAE ParisTech und an der Universität Oxford ausgebildete deutsche Nachwuchsökonom der Österreichischen Schule – er promovierte bei Guido Hülsmann und arbeitete zwei Jahre lang mit Gunther Schnabl in Leipzig – sprach in einem ersten Teil über die „Grundlagen der Geld- und Zinstheorie“, im zweiten zum Thema „Ökonomische und soziale Folgen der Niedrigzinspolitik“. Was ist Geld und was ist der Zins und welche Funktion hat er in einer Marktwirtschaft?
Mit begrifflicher Präzision und anhand anschaulicher Beispiele erläuterte Israel die Koordinationsfunktion des Zinses im Rahmen des marktwirtschaftlichen Preissystems. Dabei griff er auf die entscheidenden Einsichten der Österreicher (im doppelten Sinne der Nationalität und der Schulzugehörigkeit) Eugen von Böhm-Bawerk und Ludwig von Mises zurück. In der Kombination der Wertverschiedenheit zwischen Gegenwarts- und Zukunftsgütern und der damit zusammenhängenden subjektiven Zeitpräferenz gelangt man zum Begriff des ursprüngliche Zinses oder Urzinses als Preisabschlag, den künftige Güter gegenüber gegenwärtigen Gütern erleiden.
Wie sich das im Detail auswirkt und was die Folgen einer Zinspolitik ist, die den Zins manipuliert, der Zusammenhang mit der Expansion der Geldmenge bzw. Inflation und sozialer Ungleichheit führte zur leicht beklemmenden Einsicht, dass die gegenwärtige Geldpolitik sich auf einer abschüssigen Bahn bewegt und extrem unsoziale Konsequenzen hat: sie begünstigt die Vermögenden auf Kosten der weniger Reichen oder Armen.
Die immer sachlichen Darlegungen des Referenten vermochten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihren Bann zu ziehen und sie für die zunächst trocken scheinende Thematik zu begeistern. Deutlich wurde, wie gerade die Zinstheorie der Österreicher die anthropologischen und handlungstheoretischen Zusammenhänge deutlich werden lässt: Im Mittelpunkt steht der Mensch als Bedürfniswesen, als handelndes Individuum – und als Unternehmer, der die steten Ungleichgewichte der realen Welt als Chance für Geschäft und Innovation nutzt und damit dem Kunden und der ganzen Gesellschaft einen Nutzen verschafft – Funktionen, die durch eine interventionistische Geld- und Zinspolitik erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht werden.
Dieser Vortrag wurde bei der AUSTRIAN ACADEMY 2021 „Marktwirtschaft und Unternehmertum – ihr Beitrag zu einer freien und menschlichen Gesellschaft” gehalten. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der mehrtägigen Veranstaltung waren 23 Studenten und junge Berufstätige, die aufgrund eines Bewerbungsverfahrens ausgewählt wurden und vom Austrian Institute, dem Organisator der Veranstaltung, ein Vollstipendium erhielten. Die Veranstaltung fand mit freundlicher Unterstützung Friedrich August von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft sowie der Österreichischen Industriellenvereinigung (IV) statt.
Hier finden Sie das Programm und alle Vorträge, die als Video oder in schriftlicher Form erhältlich sind. Und hier geht’s zur Hauptseite der Austrian Academy.
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