Private Währungen lehren die Zentralbanken das Fürchten

Nackte Panik scheint auf den Etagen der Notenbanken zu herrschen. Denn sie haben die Geldschwemme so weit getrieben, dass nun alternative, private Währungen zu Hunderten aufschießen und sich als das bessere Geld anbieten. Und weil die Notenbanken diese technisch autonomen, auf Blockchain laufenden Privatwährungen nicht beeinflussen können, werfen sie sich auf das, was sie noch tun können.

Die Notenbanken und Regierungen versuchen die Bürger auszubremsen, wenn sie in Privatwährungen hinein- und hinauswechseln. Diese Nahtstellen sind nun unter Beschuss.

Schikanen, Regulierungen, Verbote

So verlangt die amerikanische Steuerbehörde IRS vom Parlament die Kompetenz, von den Bürgern jede Transaktion über 10’000 Dollar Gegenwert in solchen Währungen gemeldet zu bekommen – sonst gibt’s Strafe. Die Börsenaufsicht SEC ergeht sich in dunklen Drohungen gegen solche „unregistered securities“ und will das Prinzip der Transparenz aller Kunden durchsetzen. Desgleichen gab sie den Tarif durch, diese „Werte“ seien nicht den geregelten und daher mit Gütesiegeln versehenen ETF-Investmentfonds gleichzusetzen.

Das hat Folgen  – mehrmals sind Guthaben in solchen alternativen Währungssystemen gehackt und gestohlen worden, aber SEC und Gerichte haben Beschwerden geplünderter Nutzer ignoriert. Das ist an sich logisch, denn diese Systeme wollen ausdrücklich nicht dem Zugriff der Behörden unterstehen. Aber die Nutzer sind gewarnt.

Auf dem Terrain bieten mehrere Banken schon vorauseilenden Gehorsam an. Die Danske Bank, die große HSBC leiten Kaufaufträge für solche Bitcoins und ähnliche Systeme ganz einfach nicht weiter.

„Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, sagte Victor Hugo. Diese Alternativwährungen sind sowohl eine Idee, verständlich angesichts der Notengeldschwemme, als auch eine Technik, die fast unangreifbar ist.

Und ganz oben, auf internationalem Parkett, beginnen die Regulierungen anzulaufen. Das Basler Komitee für Bankenaufsicht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ will weltweit vorschreiben, dass Banken für allfällige Bitcoin-Einlagen den vollen Gegenwert in Notenbankgeld als Reserve halten müssen. Das wird dann teuer für die Banken – und, falls überwälzt, für die Kunden. Der Weltwährungsfonds IWF seinerseits will sich nun in Arbeitsgruppen auf Regulierungsvorschläge stürzen. El Salvador erklärte soeben Bitcoin zum ebenfalls gesetzlichen Zahlungsmittel und wurde vom IWF „wegen Problemen“ schon mal vorgewarnt.

Ganz grob fuhr China drein. Handelsplätze im Internet für alternative Währungen sollen verboten werden, das „mining“, die Herstellung neuer Bitcoins, ist verboten. Der Besitz an sich ist noch legal, und die chinesischen Nutzer scheinen überall, via Internet, Auswege zu finden. Immerhin sind schon 2017 um die 80% aller Bitcoin-Transaktionen in China gelaufen.

Direkt verboten wurde Bitcoin in der Türkei, in Nigeria, Ägypten, Algerien, Nepal und weiten Teilen Lateinamerikas. Indien wollte zuerst auch verbieten, besinnt sich aber jetzt mehr auf die Chancen.

Rosige Zukunft trotz Kurseinbrüchen?

Die Kontroll- und Verbotswelle hat den Kurs der Alternativwährungen einbrechen lassen. Das war nach den Kursübertreibungen seit anfangs 2021 leicht möglich. Der Alternativwährung von Facebook, Libra (jetzt Diem) wurde auf Druck der USA auch der Schneid abgekauft. Dennoch sehen viele Experten die Zukunft rosig. Weil die Zahl der Bitcoins auf 21 Millionen Stück begrenzt ist und von allen Nutzern auf der Blockchain eingesehen werden kann, erscheint es vielen als neuer Goldstandard. Die maßlose Geldschwemme der Notenbanken wertet sich daher auf längere Sicht völlig ab.

Andere Systeme, wie die zweitgrößte Alternative, Ethereum, sind nicht nur „Währungen“, sondern dienen als informationstechnisches Rückgrat für andere Betreiber. Diese können darauf ihre privaten Währungen laufen lassen, aber auch jede heute vorstellbare Bankleistung. Fast kostenlose und sofortige Transaktionen, die Abbildung von Aktien, Immobilien, Kunstwerken, Weinsammlungen in handelbaren , kleinen Stückelungen, „Tokens“ ersetzen Börsen, Bankdepots. Sie können auch zur besseren Streuung von Vermögen zugunsten kleiner Anleger dienen. All dies auf den Netzen, Blockchains.

Diese sind in sich für Regulierungen unangreifbar, sondern nur eben dort einer Kontrolle zugänglich, wo der Nutzer vom Notenbankgeld her hinein wechselt, und wieder Kasse in Notenbankgeld machen will. Doch wenn sich die Systeme zu allgemein akzeptierten, sich selbst genügen Finanzwelten entwickeln, aus welchen die Nutzer gar nicht mehr raus wollen, dann bedrohen sie die Notenbanken, die Regierungen, die Börsen, die Banken in der Wurzel.

„Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, sagte Victor Hugo. Diese Alternativwährungen sind sowohl eine Idee, verständlich angesichts der Notengeldschwemme, als auch eine Technik, die fast unangreifbar ist.

Daher hat die liberalere Schweiz auf diese Chance gesetzt, im Gegensatz zu den Regulierern aller Welt. Seit Juni 2021 sorgen Gesetz und Verordnung für klare Zuordnungen der Eigentumsrechte innerhalb solcher Netzverfahren. Rechtssicherheit soll herrschen. Ganz grundsätzlich gibt es ihnen damit den obrigkeitlichen Segen, und nicht ein Verbot. Im Kanton Zug blüht nun ein „Krypto Valley“, ein Pflanzboden für alternative Privatwährungen von über 960 Firmen, mit über 5000 Beschäftigten, mit ersten, echten Krypto-Banken.  Insgesamt über 250 Milliarden Marktkapitalisierung bringen sie auf die Waage, zeigt einer der Beteiligten, Matthias Ruch.

„Digital Money“: Nebelpetarden der Notenbanken

Die Notenbanken beschränken sich aber nicht nur darauf, die Nahtstellen zwischen ihrem aufgeblasenen Geld und der Krypto-Welt anzugreifen, sondern reden von eigenen Plänen zu „digital money“. Vorstellungen dazu sind keine bekannt, es soll wohl eine zusätzliche Nebelpetarde zur allgemeinen Verunsicherung werden. Denn das Vorhaben müsste ein Unding werden. Entweder schaffen die Notenbanken eine solche digitale Währung, die wie Bitcoin einen „Wert“ aus Angebot und Nachfrage bekäme, oder sie wird einfach als elektronisches Notenbankgeld ausgegeben. Falls beide Varianten direkt für die Bürger zur Nutzung verfügbar wären, hätten die Notenbanken damit das Bankensystem weitgehend ausgehebelt. Vor allem würden die Bürger bei Bankkrisen sofort alles digital auf die Notenbanken einlegen, wenn sie dies dürften. Aber heute noch vermittelt das Bankensystem die Notenbankgelder über Kreditbelehnungen, über Rückverkäufe von Staatstiteln an diese. Oder aber die Notenbanken geben auch dieses digitale Geld wie gewohnt über solche Bankkanäle ins Publikum, – das wäre dann aber nichts Neues.

Das Rennen erscheint also offen. Verlieren werden es vermutlich aber die Notenbanken, weil sie ihre Mission überdehnt, verfälscht haben. Sie sind dem Wort Lord Actons gefolgt, „Power tends to corrupt, absolute power corrupts absolutely“. Panik – und Reue – sind nun gerechtfertigt.

Einen Überblick über die Geldsysteme bietet, auch mit zwei Beiträgen von Beat Kappeler, das neue, von dem Privatbankier Karl Reichmuth aus Luzern herausgegebene Buch:

Neue Währungen in Sicht.

Privates Geld gegen Geldblase der Notenbanken

Herausgegeben von Karl Reichmuth
Ringier/Axel Springer, Zürich, 2021

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