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Auch wenn die Festtage vor der Türe stehen, kommt irgendwie nicht das Gefühl auf, wir könnten jetzt feiern und bald ein „neues“ Jahr voller Hoffnungen beginnen. Zu sehr verfestigt sich der Eindruck, es werde auch 2022 alles weiter so sein wie im nun endenden Jahr 2021. Das Corona-Virus, das unser aller Leben aus dem Lot gebracht hat, scheint uns nicht so bald verlassen zu wollen, sondern vielmehr in mutierter Form dieses Leben immer wieder aufs Neue durcheinanderzubringen. Zudem geht ein Riss durch die Gesellschaft, bei dem es niemandem wohl ist.
Die Minderheit der sogenannten Impfverweigerer fühlt sich verständlicherweise zunehmend aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Anderseits ist aber für die Mehrheit, die Geimpften, nur schwer verständlich, weshalb sich Impfskeptiker der in den verschiedensten Ländern gut dokumentierten Evidenz verschließen, dass auf den Intensivstationen überwiegend Ungeimpfte liegen. Und die von Platzmangel bedrohten Intensivstationen sind es ja letztlich, die der Politik die Rechtfertigung für Lockdowns und andere einschränkende und freiheitsberaubende Maßnahmen verleihen.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Gemäß dem Wochenbericht des Robert-Koch-Institutes (RKI) vom 16. Dezember befinden sich in Deutschland in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen auf den Intensivstationen 80,7 Prozent Ungeimpfte (=nicht Vollimmunisierte), bei den über 60-Jährigen, von denen die Mehrheit über 80 ist, ist der Anteil der Ungeimpften logischerweise kleiner, nämlich „nur“ 59,3 Prozent, derjenige der Geimpften entsprechend größer. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass dies die Altersgruppe der zuerst Geimpften ist, bei denen der Impfschutz logischerweise am frühesten nachließ – und zwar wegen der ungleich aggressiveren Delta-Variante schneller als ursprünglich erwartet. Zudem hat vielerorts die Mehrheit dieser Bevölkerungsgruppe noch gar keine Booster-Impfung erhalten.
Für das Bundesland Wien etwa sind die Zahlen noch deutlicher (auf ähnliche Daten aus der Schweiz wurde bereits im letzten Newsletter verwiesen): Anfang Dezember befanden sich in der Gruppe der 30- 59-Jährigen sage und schreibe 18-mal mehr Ungeimpfte als Geimpfte auf den Intensivstationen Wiens! Bei den über 60-Jährigen sind es – wiederum logischerweise – weniger, nämlich „nur“ 6,4-mal mehr Ungeimpfte!
Mit anderen Worten: Wären nicht so viele Menschen geimpft, wären – ohne strengen Lockdown – unsere Krankenhäuser und die Intensivstationen während der letzten Monate mit Covid-19-Patienten überflutet worden bzw. viele wären zu Hause gestorben – wie in Indien, wo Unzählige auf der Straße, oft vor den Toren der überfüllten Krankenhäuser, den Erstickungstod fanden.
Das sind Zahlen und Fakten, die mich beeindrucken. Natürlich gibt es Unsicherheit wegen möglicher Nebenfolgen der Impfung. Doch können diese bei einer rationalen Abwägung gegenüber den in jeder Hinsicht (auch gesundheitlich) katastrophalen Folgen immer wiederkehrender Lockdowns – oder alternativ dazu der totalen Überlastung des Gesundheitssystems und damit verbunden einer weitaus höheren Zahl von Todesfällen (auch unter Jüngeren) – kaum ins Gewicht fallen. Sie fallen auch nicht ins Gewicht angesichts der möglicherweise – ebenfalls auch für Jüngere – schweren Folgen einer Erkrankung an Covid-19. Das Resultat einer Abwägung erscheint also eindeutig.
Zudem scheint es trotz der erheblichen Zahl von Impfdurchbrüchen wie auch der Ansteckungsgefahr, die auch von Geimpften ausgeht, unvernünftig, Zweifel an der Wirksamkeit der Impfstoffe zu haben. Denn ursprünglich wurden diese Impfstoffe ja gar nicht für die erst später auftauchende, gegenwärtig immer noch dominierende Delta-Variante des Virus entwickelt. Deshalb wird jetzt geboostert. Wie weit das auch gegen die Omikron-Variante nützt, wissen wir noch nicht. Doch aufgrund der neuesten Informationen aus Südafrika ist eine gewisse Zuversicht angesagt, dass der dritte Stich auch bei einer Infizierung mit Omikron schwere Verläufe selten macht.
Was wir aber im Moment mit Sicherheit wissen, ist: die Booster-Impfung schützt zwar nicht unbedingt vor Ansteckung, wohl aber sehr gut (bis zu 71 Prozent sogar bei den Ältesten) vor einer symptomatischen Covid-19 Erkrankung. Vor allem aber liegt gemäß RKI dank der mRNA-Impfstoffe die aufgrund der Daten geschätzte Impfeffektivität hinsichtlich Hospitalisierung, Intensivbehandlung und Tod statistisch generell bei 90 Prozent und mehr. Die österreichische AGES bietet ähnliche, wenn auch weniger vollständige Daten.
Gäbe es also, so geht aus der Statistik klar hervor, nicht immer noch so viele Ungeimpfte, könnten wir schon seit einiger Zeit ein normales Leben ohne Befürchtungen weiterer Lockdowns führen. Die gesundheitlichen Risiken wären statistisch wohl vergleichbar mit jenen einer saisonalen Grippe, an der ja seit jeher vor allem Ältere jedes Jahr zu Tausenden, wenn nicht Zehntausenden sterben.
Jene hingegen, die, um Zweifel und Skepsis zu verbreiten, immer wieder angeblich das Gegenteil beweisende Studien anführen, deren Wert und Aussagekraft sie, sofern sie nicht selbst vom Fach sind, gar nicht zu beurteilen vermögen, möchte ich einladen, sich einfach die genannten jedermann zugänglichen Zahlen anzuschauen. Sie sind keine „Regierungspropaganda“, sondern das Ergebnis einer noch nie dagewesenen „Studie“, die man in kontrollierter Weise gar nie hätte durchführen können: Diese Studie ist die weltweite Pandemie selbst mit ihren realen Ergebnissen und den von ihr gelieferten Daten, die zwar immer mit einer gewissen Fehlermarge behaftet bleiben, in ihrer Eindeutigkeit aber dennoch enorm aussagekräftig sind.
Wir hätten also eigentlich reichlich Grund zum Optimismus, sofern wir tun, was die sachlich informierte Vernunft im Dienste des Gemeinwohls zu tun gebietet: Statt immer nur die Unsicherheiten sowie die möglichen, aber keineswegs eindeutigen Risiken hervorzuheben und persönliche Befindlichkeiten in den Mittelpunkt zu stellen, könnten wir mit einer weitgehenden Durchimpfung der Gesellschaft der Notwendigkeit von Lockdowns endlich ein Ende bereiten und jene Politiker, die am Durchregieren und Geldausgeben so viel Gefallen gefunden haben und damit in der Tat unsere Freiheit bedrohen, definitiv stoppen.
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Um dieses Anliegen zu fördern, habe ich letzte Woche in der Neuen Zürcher Zeitung – eigentlich gegen meine Gewohnheit und nicht ohne inneren Widerstand – öffentlich Einspruch gegen einen in freiheitsliebenden Kreisen gut bekannten und bisher geschätzten Autor und Podcaster erhoben, der nun aber Skepsis und Misstrauen gegen die Impfung sät und damit enormen Erfolg hat. Gemeint ist Gunnar Kaiser. Er argumentiert mit Hilfe ideologischer Muster, die ausgerechnet von der neomarxistischen Neuen Linken der 1960er und 1970er Jahre bekannt sind! Kaiser kommt damit einer Verschwörungstheorie sehr nahe. Zudem arbeitet er mit Falschinformationen und suggestiven Argumentationstechniken, denen man den Vorwurf der Demagogie nicht ersparen kann. Lesen Sie meine Analyse, die Sie in leicht ausführlicherer Form unter dem Titel „Kritische Theorie der ‚Corona-Diktatur‘: Philosophie auf Abwegen“ auch auf unserem Blog finden und urteilen Sie selbst!
Weiter lesen Sie auf unserem Blog, wie Deutschland zum Zahlmeister Europas geworden ist (von Beat Kappeler), welche Auswirkungen der Wertezerfall des Westens für das Finanzwesen, den „Finanzkapitalismus“ hat (von Norbert Tofall) und wie die direkte Demokratie die öffentliche Verschuldung bremst (von Peter Keppeler und mir).
Zudem finden Sie exklusiv die als neues Austrian Institute Paper erschienene Studie des renommierten Marburger Ökonomieprofessors Alfred Schüller zum Thema „Vom Wettbewerb zum Wohlfahrtsstaat: Europäische Sackgassen des Subsidiaritätsprinzips“. Das Paper können Sie wie gewohnt auf unserer Website als PDF herunterladen.
Schließlich präsentieren wir Ihnen auch die letzten Videos von Vorträgen an der Austrian Academy 2021, und zwar von der deutschen Journalistin Ursula Weidenfeld, mir selbst sowie den Abschlussvortrag des Unternehmers Damian Izdebski. Hier können Sie nun alle Videos der Austrian Academy 2021 finden.
Zum Schluss darf ich Sie noch auf die 114. Folge des bto-Podcasts von Dr. Daniel Stelter („Beyond the Obvious“) aufmerksam machen. Daniel Stelter führt dort mit mir ein ausführliches Gespräch über das Thema „Kapitalismus als Wirtschaftsform des Gebens“. Wir fanden beide, das sei ein Thema, das gut zu Weihnachten passt! Sie können sich den bto-Podcast #114 ab dem 26. Dezember (9 Uhr) hier anhören. (Sie finden ihn auch auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und anderen Podcast-Apps).
So verbleibt mir denn zum Abschluss Ihnen und Ihren Angehörigen frohe weihnachtliche Festtage und einen guten Start in ein neues Jahr zu wünschen, das – die Hoffnung ist nie aufzugeben – uns vielleicht doch wieder die gewohnte Normalität und auch versöhnlichere Zeiten bringen wird!
Mit sehr herzlichen Grüßen
Ihr
Martin Rhonheimer
Präsident Austrian Institute
m.rhonheimer@austrian-institute.org
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