Grüne EU-Planwirtschaft statt Markt – auch in den Firmen und Betrieben

Innert drei Jahren hat die EU-Kommission gewaltige Brems- und Kontrollhebel in alle mittleren bis größeren Firmen eingebaut, Ministerrat und Parlament zogen mit. Es sind die Richtlinien zum Binnenmarktnotfallinstrument, zur Nullschadstoff-Wirtschaft, zu Schäden aus Künstlicher Intelligenz, zur Reparaturpflicht, zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, zu den Lieferketten. Die Firmen werden einer ausufernden Pflicht zu interner „Gewissenserforschung“ unterworfen, zu Rückverfolgung, Dokumentation, zu Erhebungen und Statistiken (allein bezüglich Nachhaltigkeit 1144 Punkte). Das bleibt aber nicht nur interner Datenwust, sondern muss veröffentlicht werden.

Es kann mit Sicherheit vorausgesagt werden: Diese Kontroll- und Vorsichtsmanie wird Europas Firmen furchtsam, übervorsichtig, konformistisch machen und damit in der Summe die Volkswirtschaften stagnieren lassen.

Drittens bekommen damit Gerichte, Nichtregierungsorganisationen (etwa bei Lieferketten, Schadstoffen) Klagemöglichkeiten von außen. Alle diese firmeninternen Berichts- und Dokumentationspflichten, ihre hundertfache, veröffentlichte „Gewissenserforschung“ werden damit auch zum Außenverhältnis, indem sie herangezogen werden können, um öffentliche Aufträge zu erhalten, für Bewilligungen, Kredite, Förderungen. Das wird zu einem unumkehrbaren, zugriffigen Korsett, einem verschränkten Zugriff interner und externer Verhaltenszwänge. In den Firmen braucht es parallele Bürokratien zur öffentlichen Kontrollbürokratie in allen diesen Punkten.

Soweit, was nun angerichtet ist. Nun die zu erwartenden Folgen, die alle sich ausmalen können, wenn sie mit Gremien, Aufsichtsräten, mit Betriebswirtschaft halbwegs vertraut sind.

Von der „Linie“ zur Zentrale

Was in dynamischen Firmen möglichst von den zuständigen Kadern draußen, am Ort des Geschehens, in der Linie initiiert und entschieden werden soll, das wird nun in zentralen Leitungsinstanzen vordiskutiert, eingegrenzt. Alles muss geprüft werden, ob es nachhaltig, dokumentiert, den äußeren staatlich-europäischen Vorgaben gefügig ist. Im Zweifelsfall hat die Zentrale Recht, wird zur Vorsicht mahnen, zurückbinden, auf Konformität dringen.

Von der Planung für den Kunden zur Projektion gesellschaftlicher Ziele

Was immer bisher, und grundsätzlich, von den Bedürfnissen der Kunden, von den Märkten her neu geplant wurde, muss nun in erster Linie den von der EU, von Nichtregierungsorganisationen definierten Gesamtzielen entsprechen. Kühne, innovierende Testprodukte haben in dieser Planung untergeordnete Chancen. Hingegen wenden sich die Planer nun der Erreichung solcher von außen her vorgegebener Ziele zu und entwickeln Produkte und Verfahren, auf die sich nun viele andere ebenfalls ausrichten, weil sie das ja müssen. Ein nach außen harmonisierter Brei der Vorsicht fließt von den befohlenen PC-Modellierungen der Firmenplanung in ihre Strategien, in ihre Produkte.

Von den Berichten an die Eigentümer zum Abhaken auf Formularen

Jede Firma hat Eigentümer, Aktionäre meistens, an welche gemäß längst etabliertem Recht jährlich die Berichte zu Umsatz, Gewinn und vielen anderen Merkmalen abzugeben sind. Das sind die maßgeblichen Fakten zuhanden der maßgeblichen Stakeholder. Doch mit den Hunderten, ja Tausenden von zu rapportierenden Punkten hat die Firma nun höhere, außenstehende ebenso zwingende Autoritäten zu bedienen. Die Aufmerksamkeit im Innern der Firma und von den außenstehenden Beobachtern verschiebt sich auf die öffentlich vorgegebenen Punkte. Dazu zählen auch publikumswirksame Gadgets, die wenig aussagen, aber modisch sind. So soll dann etwa alles „mit Wasserstoff“ besser sein, selbst wenn dieser mehr Energie verschlingt als er abgibt, oder man präsentiert triumphierend Energiebilanzen, in denen aber selten alle zugekaufte „graue Energie“ in den Vorprodukten aufgeführt wird. Die Interessen der Eigentümer treten in den Hintergrund, auch wenn ja, gemäß Milton Friedman, richtigerweise eine Firma da ist, um Gewinn zu machen.

Vom Firmenrisiko zum Prozessrisiko

Die dank solcher, immer engerer öffentlich-rechtlicher Vorschriften und der Klagerechte sogar von Nichtregierungsorganisationen (Lieferketten), oder der umgekehrten Beweislast (zu behaupteten Schäden aus Künstlicher Intelligenz) muss eine Firma neben den geschäftsmäßigen Risiken nun eine unabsehbare Menge anderer Risiken überwachen. Dabei geht es immer um öffentliche Verfahren, die sofort, sogar bei Freisprüchen, unheilbare Rufschädigungen in den Medien mit sich bringen. Die internen Kontrolleure zu den ESG-Kriterien („ecology, social, governance“) haben über alles in der Firma Angedachte mehr Gewicht. Die Entscheidungsmacht in den Firmenstäben geht von den produktiven Machern zu den juristenbewehrten Warnern und Kontrolleuren. Die in jeder Firma aufgebauten Kommunikationsabteilungen setzen sich dann  „schützend“ über alles, eben wegen der neuen, vervielfachten „reputational risks“.

Von Innovation zur Stagnation

Es kann mit Sicherheit vorausgesagt werden: Diese Kontroll- und Vorsichtsmanie wird Europas Firmen furchtsam, übervorsichtig, konformistisch machen und damit in der Summe die Volkswirtschaften stagnieren lassen. Die Puristen in Brüssel übersehen – ziemlich populistisch – dass das große Klimaproblem weniger von den Firmen, sondern immer noch von den 450 Millionen Europäern herrührt, den Heizungen in ihren schlecht isolierten Häusern und der täglichen Fahrt mit dem Auto, ob mit Benzin, Diesel oder elektrisch. Was die großen Makro-Planer der Kommission auch nie einsehen, sind die situativen Reaktionen im Kleinen, der einzelnen Firmen vor Ort. Dem „methodologischen Individualismus“ gemäß hat die österreichische Schule hingegen immer dafür plädiert, solche Entscheide von unten her aufzuaddieren, um das Resultat abzuschätzen. Das ist hiermit geschehen.

Doch bereits setzen sich in den USA große Unternehmensleiter offen vom ESG-Mantra ab, ebenso große Investmentfonds. Der Leiter des größten von ihnen, BlackRock, erwähnte ESG im neuesten Aktionärsbrief kein einziges Mal. Einmal mehr wird die nüchterne, pragmatisch nutzenorientierte, nicht moralisierende Unternehmenskultur der USA und Asiens an Europa vorbeiziehen, und damit auch die Dynamik und der Wohlstand der Volkswirtschaft.

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