Das neueste Dokument der katholischen Kirche zu „Wirtschafts- und Währungsfragen“ formuliert zwar gültige ethische Prinzipien, spiegelt aber auch das gegenwärtige Ringen der Kirche um ein adäquates Verständnis des modernen Finanzwesens wider. Das Dokument enttäuscht durch Fehlanalysen und Ausklammerung zentraler Fragen und verliert sich in widersprüchlichen Ausführungen zu Detailfragen und fragwürdigen historischen Aussagen. Zudem vertritt es einen geradezu paternalistischen Ansatz, für den die Lösung der Probleme in einem Mehr an Regulierungen zu liegen scheint. Die entscheidende Rolle der Geldpolitik, insbesondere der Zentralbanken, bleibt unerwähnt wie auch das Problem der falschen Anreize (moral hazard) durch verfehlte geldpolitische und staatliche Eingriffe: Garantien, die private Finanzakteure ermutigen, unverantwortliche Risiken einzugehen und im Falle des Scheiterns die Kosten auf die Allgemeinheit abzuwälzen. Schließlich: Die Kirche versäumt es in diesem Dokument, aus den Ressourcen der eigenen, katholischen Tradition zu schöpfen, die für die ethische Beurteilung von Finanzgeschäften einen wahren Schatz darstellen, der den Autoren des Dokuments offenbar unbekannt ist.
Kirchliches Ringen um ein adäquates Verständnis des modernen Finanzwesens
In den letzten zehn Jahren veröffentlichten vatikanische Behörden mehrere Dokumente zum Thema Finanz- und Bankwesen. Angesichts der Turbulenzen und Skandale, die den Finanzsektor in den letzten zwei Jahrzehnten prägten, waren solche Verlautbarungen zu erwarten und an sich auch zu begrüßen. Aber während diese Texte oft nützliche Prinzipien für die Annäherung an die Probleme enthielten, zeugten sie ebenso von einem eher selektiven, wenn öfters nicht gar mangelnden Verständnis der Thematik. Dies trifft leider auch auf die jüngste offizielle Erklärung der katholischen Kirche zum Thema Finanzwesen zu, die gemeinsam von der Kongregation für die Glaubenslehre (CDF) und dem Dikasterium zur Förderung der integralen menschlichen Entwicklung verfasst und am vergangenen 17. Mai vorgestellt wurde.
Unter dem Titel „Oeconomicae et pecuniariae quaestiones [Wirtschafts- und Währungsfragen]: Überlegungen zu einer ethischen Beurteilung bestimmter Aspekte des gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzsystems“, ist dieser Text in vier Teile gegliedert. Der erste, zweite und vierte Abschnitt enthalten eine Reihe von hilfreichen, wenn auch sehr allgemein gehaltenen Kriterien für die ethische Analyse der Finanz- und Finanzmärkte. In diesen Teilen ist auch der bestimmende Einfluss der Glaubenskongregation auf das Dokument offensichtlich.
Im dritten Abschnitt bietet das Dokument „Einige Klarstellungen im heutigen Kontext“. Klarheit ist jedoch keineswegs die Stärke dieses Teils. Es vermengt einige richtige Beobachtungen mit zweifelhaften Aussagen über die gegenwärtige Lage der Finanzmärkte, unvollständigen Analysen konkreter Fragen und einer verkürzten Darstellung einiger der Hauptprobleme des Finanzsektors.
Zuerst die gute Botschaft: Geld ist nicht böse
Positiv ist zunächst vor allem zu vermerken, dass Oeconomicae et pecuniariae quaestiones frei von populistischen Übertreibungen wie „diese Wirtschaft tötet!“ ist. Es findet sich keine Dämonisierung des Kapitals oder freier Märkte. Tatsächlich heißt es in dem Dokument: “Wie viele Dinge, die der Mensch besitzt, ist auch das Geld an sich ein gutes Mittel, das seiner Freiheit zur Verfügung steht und der Erweiterung seiner Möglichkeiten dient“ (15).
Der Finanzsektor wird ebenfalls als „etwas Positives“ dargestellt, sofern er dem „positiven Kreislauf der Realwirtschaft“ dient (15). Es hätte mehr darüber gesagt werden können, wie die Finanzmärkte dieses Ziel verwirklichen, indem sie das Risikomanagement verbessern, sich an der Preisbildung beteiligen, Kapital effizient allozieren, Fehlallokationen von Ressourcen innerhalb und zwischen Volkswirtschaften korrigieren und vor allem Verbindungen zwischen der wirtschaftlichen Gegenwart und Zukunft von Individuen und Gemeinschaften herstellen. Ohne dieses Potential der modernen Finanz- und Kapitalmärkte wären wir alle materiell ärmer und würden wesentlich kürzer leben. Doch darüber findet sich in dem Dokument kaum etwas.
Der grundsätzlich gegenüber Finanzmärkten positiv eingestellte Ansatz bietet jedoch eine geeignete Grundlage für Oeconomicae et pecuniariae quaestiones, um eine Reihe von Prinzipien zu formulieren, die für jeden, der ein ethisch verantwortetes und gutes Leben führen möchte, als nützliche Beurteilungskriterien hilfreich sein können. Sie beschränken sich nicht auf die Aussage, Geld sei ein bloßes Mittel und kein Selbstzweck, sondern weisen darüber hinaus (15): Gute menschliche Beziehungen, einschließlich finanzieller Beziehungen, beruhen auf dem richtigen Gebrauch der Freiheit (8); der wirtschaftlichen Logik komme zwar ihr Platz zu, sie erfasse aber nicht die ganze Tragweite menschlicher Entscheidungen und Handlungen. Ohne ein richtiges Verständnis der menschlichen Person (9) sei demnach keine solide Ethik möglich. Und ohne eine solche Ethik könne das Wirtschaftsleben kein Ort sein, der menschliche Wohlfahrt, Glück und Erfüllung zu fördern vermag. Wenn das Menschenbild falsch ist, dann geht es auch in allem anderen schief – auch im Bereich der Finanzen.
Die positive Sendung der Finanzindustrie
Für viele, Christen oder auch nicht, bilden solche Erkenntnisse zwar Selbstverständlichkeiten; doch in einer Welt, in der Viele diese Zusammenhänge noch nie erklärt bekommen haben, gilt es solche Wahrheiten immer wieder hervorzuheben.
Dank seiner positiven Ausrichtung gelangt das vatikanische Dokument gar zu der Aussage, das Finanzwesen habe eine „Sendung“: „Es hat die Aufgabe, mit moralisch legitimen Mitteln Werte zu schaffen und eine Liquidierung des Kapitals [die Steigerung der Liquidität bzw. Verfügbarkeit von Kapital, Anm. d. Red.] zu begünstigen, damit ein nützlicher Kreislauf des Reichtums entstehen kann“ (16). Diese Sprache ist man von religiösen Führern in Zusammenhang mit Fragen über die Wirtschaft nicht zu hören gewohnt. Der Gebrauch des Wortes „Sendung“ – je nach Übersetzung auch „Berufung“ – ist an dieser Stelle besonders wichtig. Es zeigt, dass auch die Arbeit im Finanzwesen den Charakter einer Berufung haben kann und keineswegs zu einem bloß notwendigen oder gar anrüchigen Beruf herabgestuft werden darf.
Ebenso bemerkenswert ist die Aussage von Oeconomicae et pecuniariae quaestiones, „prinzipiell sind alle Systeme und Mittel, welche die Märkte nutzen, um ihre Verteilungskapazitäten zu vermehren, moralisch zulässig, insofern sie die Menschenwürde und die Ausrichtung auf das Gemeinwohl achten“ (13). Das ist eine Warnung vor instinktivem Misstrauen gegenüber den Finanzmärkten. Sofern ein Finanzinstrument an sich nicht einen grundlegenden Verstoß gegen Moral und Anstand darstellt (z.B. nicht stehlen, nicht lügen usw.), sollte es nach seiner Fähigkeit beurteilt werden, den Finanzmärkten zu helfen, Wohlstand zu vermehren und Kapital zu verbreiten und für alle zugänglicher zu machen.
Fehlende Klarheit bei der konkreten Anwendung ethischer Prinzipien
Diese und andere Punkte, wie sie im ersten, zweiten und vierten Abschnitt des vatikanischen Dokuments enthalten sind, können bei der Identifizierung von Kernprinzipien hilfreich sein, die für eine fundierte Reflexion zum Thema Finanzwesen und Moral von zentraler Bedeutung sein sollten.
Der dritte Abschnitt hingegen ist eine andere Geschichte.
Hier finden wir einen Mix aus zum Teil dem gesunden Menschenverstand entsprechenden Aussagen („der Markt braucht anthropologische und ethische Voraussetzungen, die er sich weder selbst geben noch selbst hervorbringen kann“), veraltetem Business-School-Jargon („positiver Kreislauf“, „virtuous circularity“), Versatzstücken aus verschiedenen Unternehmenstheorien und einigen zweifelhaften historischen Behauptungen. Der Gesamteindruck legt nahe, dass hier Autoren am Werk waren, die sich zwischen allumfassenden Makro-Erklärungen hin- und herbewegen, dabei aber immer wieder in die Mikro-Gefilde spezifischer und sehr konkreter Fragen hinabsteigen. Hier hätte eine konsequente Handhabung von Occams Rasiermesser die Lesbarkeit und vor allem die Kohärenz des Textes erheblich verbessert.
Der dritte Abschnitt enthält sicherlich auch Verdienstvolles. So ist es etwa begrüßenswert, dass das Thema der hohen Staatsverschuldung und damit zusammenhängender Probleme (32) diskutiert wird. Was diese jedoch, wie behauptet wird, mit Offshore-Steueroasen zu tun haben sollen, ist schleierhaft. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie der dritte Abschnitt, gleichsam im Hauruckverfahren, eine verwirrende Anzahl von Themen durchläuft, wobei die Zusammenhänge oft unklar bleiben. Deshalb werden einige zentrale Probleme des Finanzsektors bei weitem nicht so intensiv behandelt, wie das nötig wäre. Das gravierende Problem der Geldpolitik der Zentralbanken und dadurch geschaffener falscher Anreize wird gar mit keinem einzigen Wort erwähnt.
Keine Erwähnung des Problems falscher Anreize (moral hazard)
Oeconomicae pecuniariae et quaestiones erwähnt zwar, dass die Verschuldung „in der Tat oft von finanziellen Verlusten herrührt, die private Akteure geschaffen und dann auf den Staat abgeladen haben“ (32). Das hätte zu einer durchgehenden Diskussion über eine der größten Herausforderungen des Finanzsektors führen können: die Situation der Menschen, die von den möglichen negativen Auswirkungen ihrer Entscheidungen durch staatliche Garantien abgesichert sind, was sie dazu anregt, Risiken einzugehen, die sie sonst niemals eingehen würden. Man nennt dieses Problem „Moral hazard“. Es wird in dem Dokument völlig ausgeklammert.
Moral hazard spielte in der Finanzkrise von 2008 eine entscheidende Rolle. Denn einige große Finanzinstitute verschuldeten sich im Wissen darum, dass die Regierungen ohnehin keine andere Wahl hätten, als ihnen im Bedarfsfall aus der Patsche zu helfen. Statt jedoch das Unrichtige an der Erwartung, andere würden für die eigenen Fehler bezahlen, hervorzuheben oder darauf hinzuweisen, dass das Zulassen eines Scheiterns von Banken dieses Problem radikal vermindern würde, verläuft sich Oeconomicae pecuniariae et quaestiones in einer zahnlosen Diskussion über die Ethik alltäglicher Kaufentscheidungen der Konsumenten.
Mehr Regulierungen als Allheilmittel?
Was im dritten Teil des Dokuments jedoch besonders fehlt, ist der Hinweis darauf, dass übermäßige Regulierung die Funktionsweise des Finanzsektors verzerrt. Oeconomicae et pecuniariae quaestiones besteht hingegen an mehreren Stellen darauf, der Finanzsektor benötige in Wirklichkeit ein Mehr an Vorschriften und Regulierungen.
Das Problem ist jedoch, dass der Finanzsektor, insbesondere in den entwickelten Volkswirtschaften, bereits stark reguliert ist. Schon vor 2008 war etwa der Finanzsektor der USA vielfältigen Regulierungen unterworfen. Nach der Finanzkrise 2008 wurden die Gesetzesbücher um tausende Seiten erweitert. Bestes Beweisstück dafür ist das 2.223 Seiten starke Dodd-Frank-Gesetz, das 2010 in Kraft getreten ist.
Unterregulierung ist nicht das Hauptproblem der heutigen Finanzmärkte. In den Vereinigten Staaten gibt es beispielsweise nicht weniger als elf Bundesbehörden, die für die Finanzaufsicht zuständig sind, von der Federal Reserve bis zur Commodity Futures Trading Commission. Alle diese Agenturen verwalten und interpretieren Tausende von Vorschriften. Ihre Zuständigkeiten überschneiden sich auch in einer Weise, die das Wort „byzantinisch“ wirklich verdient. Damit sind die Hunderte von Regulierungsbehörden auf der Ebene einzelner Staaten noch gar nicht mitgezählt. Die Situation in Westeuropa ist eher noch schlimmer.
Was sind die negativen Auswirkungen dieser großen Zahl an Regulierungen? Erstens kann eine übermäßige Regulierung die Menschen zu der Annahme veranlassen, dass sie ihren moralischen Verpflichtungen nachkommen, solange sie die detaillierten gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Das fördert einen legalistischen Umgang mit Moral, was im Lehrangebot vieler Business Schools leider schon lange Wirklichkeit ist.
Zweitens erschwert und vermindert eine übermäßige Regulierung weniger wohlhabenden Sektoren der Gesellschaft den Zugang zu Kapital. Die Kosten, die mit der Erfüllung der regulatorischen Anforderungen verbunden sind, können von Goldman Sachs leichter verkraftet werden als von einer durchschnittlichen Kreditgenossenschaft. Eine übermäßige Regulierung erschwert somit den Wettbewerb für kleinere Banken. Das macht Kapital für viele Menschen unerreichbar.
Eine übertriebene Finanzregulierung benachteiligt auch Start-up-Unternehmen. Im Gegensatz zu großen Unternehmen verfügen Erstunternehmer in der Regel nicht über die Ressourcen, um ganze Armeen von Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten einzustellen, die ihnen, auf der Suche nach Kapital, helfen, sich in einem komplizierten regulatorischen Umfeld zurechtzufinden.
Wenn ein Start-up kein Kapital bekommen kann, wird das Unternehmen wahrscheinlich gar nicht erst anfangen. Wertschöpfung und Beschäftigung, die hätten geschaffen werden können, erblicken also nie das Licht der Welt.
Drittens kann eine Überregulierung gerade dazu beitragen, den Finanzsektor weiter von der Realwirtschaft abzuschneiden. Je größer und umfangreicher das regulatorische Umfeld ist, desto größer sind die Anreize für Banken, sehr clevere Leute einzustellen, um herauszufinden, wie sie die Vorschriften zu ihrem Vorteil nutzen können. Die Banken werden dann von ihrem Hauptziel abgelenkt, Kapital zur Verfügung zu stellen und effizient in die produktiven Sektoren der Wirtschaft zu lenken. Regulatoren reagieren typischerweise mit dem Schließen von Schlupflöchern. Aber die gleichen sehr cleveren Leute werden dann herausfinden, wie man das Spiel der neuen Arrangements zu seinen eigenen Gunsten spielt.
Das sind keine Argumente gegen Regulierungen an sich. Sie entheben die Banken auch nicht der Aufgabe, ihre Hauptfunktion nicht aus den Augen zu verlieren. Aber Oeconomicae et pecuniariae quaestiones scheint sich der vielen kontraproduktiven Auswirkungen einer übermäßigen Regulierung auf den Finanzsektor nicht bewusst zu sein.
Eine verpasste Gelegenheit: Unkenntnis der eigenen Ressourcen
Was an diesem Dokument jedoch am meisten erstaunt, ist, was es hätte sein können, aber nicht ist. Aufgrund der Lektüre von Oeconomicae et pecuniariae quaestiones würde man es nie erfahren: Tatsächlich verfügt die katholische Kirche in ihrer eigenen Tradition über ein enormes Wissensrepertoire zum Thema Geld, Finanzen und Bankwesen.
Mittelalterliche und frühneuzeitliche katholische Theologen schrieben ausführlich und auf anerkennende Weise etwa über die kapitalintensiven Volkswirtschaften, die im mittelalterlichen katholischen Europa entstanden. Ihr Denken und ihre Analysen spielten eine wichtige Rolle bei der Auslösung der spätmittelalterlichen „Finanzrevolution“, die dazu beitrug, Europa auf den Weg zu einem wirtschaftlichen Wohlstand zu bringen, der die Fähigkeiten der Armutsbekämpfung anderer Zivilisationen rasch in den Schatten stellte.
Es ist bekannt, dass bereits in dieser überwiegend katholischen Welt die meisten Werkzeuge und Methoden der modernen Finanzwirtschaft ihre reife Form erreicht haben. In ihrem 2002 erschienenen Buch „Medieval Economic Thought“ kam die Historikerin Diana Wood zu dem Schluss, dass die Untersuchungen über die Natur und Verwendung von Geld durch mittelalterliche Theologen „viele der geldtheoretischen Prinzipien, die heutigen Volkswirtschaften zugrunde liegen, vorweggenommen haben“. Bevor er sich während der frühen Reformation als führender katholischer Kontroverstheologe in theologische Debatten mit Martin Luther verstrickte, verbrachte der Dominikaner Johannes Eck die meiste Zeit damit, ausführliche Abhandlungen über den Geldverleih zu verfassen, wobei er klarstellte, das es sich dabei in den von ihm analysierten Fällen nicht um Wucher, sondern um ethisch legitime Geschäftspraktiken handelte.
Um neuere Quellen zu nennen: Jesuiten wie Bernard W. Dempsey und Thomas F. Divine beschäftigten sich im 20. Jahrhundert intensiv mit der Funktion von Zinssätzen, der Natur des Kapitals, der öffentlichen Finanzen, des Devisenhandels sowie dem Nutzen und den Risiken von Schulden. Sie taten dies aus biblischer, kirchlicher und naturrechtlicher Sicht, aber auch mit einem profunden Verständnis für moderne wirtschaftstheoretische Einsichten und Auseinandersetzungen mit diesen Fragen. Auch im Gebiet der Geldpolitik kannten sie sich bestens aus.
Kurz: Es gibt einen wahren kirchlichen Schatz an intellektuellen Ressourcen aus der eigenen Tradition, auf den Oeconomicae et pecuniariae quaestiones hätte zurückgreifen können, um eine kohärente ethische Analyse der großen, durch das Bank- und Finanzwesen erzeugten Wohltaten sowie von dessen tatsächlichem und seinen potenziellen Problemen und Schwächen vorzulegen. In Business Schulen oder den weltweiten Finanzunternehmen wird man keine Hinweise auf diese Ressourcen finden – gerade die Kirche sollte sie aber nutzen. Sie enthalten zum Thema Ethik, Wirtschaft und Finanzen eine große Zahl konstruktiver und herausfordernder Wahrheiten, die zu kennen für jene, die in unserer Welt Finanzgeschäfte betreiben, ein großer Gewinn wäre.
Das Bank- und Finanzwesen ist zweifellos ein Lebensbereich, in dem die Menschen besonderen Versuchungen ausgesetzt sind – wie ja auch die Politik und andere Berufssparten ihre eigenen Fallstricke kennen. Oeconomicae et pecuniariae quaestiones mag einzelnen Menschen helfen, gute Entscheidungen in einer Branche zu treffen, auf die jedermann bis zu einem gewissen Maße für sein wirtschaftliches Wohlergehen angewiesen ist. Leider erinnert uns das Dokument auch daran, dass für Kirchenvertreter noch viel zu tun bleibt, wollen sie konstruktive Beiträge zur Reform jenes Bereichs moderner Volkswirtschaften leisten will, der zehn Jahre nach der Finanzkrise noch immer dringend eines grundlegenden Wandels bedarf.
Dieser Kommentar von Samuel Gregg erschien ursprünglich beim Catholic World Report unter dem Titel On finance, the Vatican can still do better. Übersetzung aus dem Englischen: Austrian Institute.