„Kapitalismus, Freiheit und Menschenwürde: Ist der Kapitalismus ein ethisches Problem?“ Teil II

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AUSTRIAN ACADEMY  2021

Prof. Dr. Werner Plumpe (Universität Frankfurt am Main, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte). TEIL II

(Teil I dieses Vortrags finden Sie hier)

In seinem zweiteiligen Vortrag über„Kapitalismus, Freiheit und Menschenwürde: Ist der Kapitalismus ein ethisches Problem?“ bietet Werner Plumpe, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts-. und Sozialgeschichte der Universität Frankfurt a. M., einen faszinierenden Einblick in die „Umstellung der Semantik“, dem Wandel der Bedeutungen von Worten wie Eigennutz, Rationalität, Individualität und den ihnen zugrundeliegenden anthropologischen Vorstellungen im Laufe der Entstehung des modernen Kapitalismus.

Klassisch wird dieser Wandel – die Entstehung einer positiven Ethik des Eigennutzes bzw. der Eigenliebe zugunsten des Gemeinwohls, – in Adam Smiths bekannter Formulierung fassbar: „Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen- sondern an ihre Eigenliebe, und wir erwähnen nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen von ihrem Vorteil.” In dieser neuen Perspektive ist, wie Plumpe formuliert, der „budgetrational handelnde Mensch (…) gerade nicht der unmoralische Mensch, sondern der unter den Bedingungen einer modernen (marktintegrierten) Wirtschaft einzig verantwortlich handelnde Akteur.

Die alte Unterstellung von guter Ordnung durch sündenfreies Verhalten wird nicht aufgehoben, sondern recodiert: Jetzt vergeht sich an der natürlichen Ordnung derjenige geradezu, der nicht eigenverantwortlich und budgetrational handelt. Die Perspektive verschiebt sich; insofern der Kapitalismus Budgetrationalität erzwingt, ist er gerade eine ethische Größe!“ Prototyp dieses Verhaltens ist Benjamin Franklin, der ausführlich zitiert wurde („Bedenke, dass die Zeit Geld ist …“);. So entsteht nach und nach die Semantik des Homo oeconomicus als die eines ethisch verantwortlichen und für das Gemeinwesen segenbringende Figur. Die semantischen Verschiebungen indizieren damit ein neues Ethos, das sich aufgrund der wohlstandsschaffenden Effekte der kapitalistischen Wirtschaft herausbildet.

Dieser Vortrag wurde bei der AUSTRIAN ACADEMY 2021 „Marktwirtschaft und Unternehmertum – ihr Beitrag zu einer freien und menschlichen Gesellschaft” gehalten. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der mehrtägigen Veranstaltung waren 23 Studenten und junge Berufstätige, die aufgrund eines Bewerbungsverfahrens ausgewählt wurden und vom Austrian Institute, dem Organisator der Veranstaltung, ein Vollstipendium erhielten. Die Veranstaltung fand mit freundlicher Unterstützung Friedrich August von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft sowie der Österreichischen Industriellenvereinigung (IV) statt.

Hier finden Sie das Programm und alle Vorträge, die als Video oder in schriftlicher Form erhältlich sind. Und hier geht’s zur Hauptseite der Austrian Academy.

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