AUSTRIAN ACADEMY 2022
Prof. Dr. Thomas Mayer (Flossbach von Storch Research Institute, Köln)
Nach einem Durchgang durch die Geschichte des Geldes vom Maß für Schuld, Tauschmittel zum Waren-, Papier, Kredit- und schließlich „Fiat“-Geld (Geld also, wie es seit 1971 der Fall ist, geschaffen durch bloße „Verordnung“ und auf Knopfdruck, ohne Verankerung in Gold oder einen anderen Sachwert), ein Entwicklungsprozess, der nun im „Kryptogeld“ eine neue und potentiell disruptive Wende erfährt, ging Mayer auf die Kreditgeldschöpfung ein, ein Prozess, den offenbar – wie der Film „Oeconomia“ von sat3 auf peinliche Weise zeigt – selbst Banker bis hinauf in die Höhen der EZB nicht verstehen.
Die Geschichte des Geldes, so Mayer, ist eine „Geschichte seiner Krisen“. Erstaunlich ist, wie das Kreditgeldsystem – also die Geldschöpfung mittels Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken – eine ständige Geldverschlechterung zur Folge hatte. Dies führte dann zum zweiten Teil des Vortrags: „Zins, Geldpolitik und Inflation“. Mayer plädierte für die Quantitätstheorie des Geldes, ohne die politisch-praktischen Verkürzungen des Monetarismus und zeigte, wie diese Inflation als monetäres Phänomen erklärt.
Die Angst vor Deflation, welche die Politik der letzten Jahre prägte, sei unbegründet, so Mayer. Man müsse unterscheiden, was die Deflation – das heißt: das Sinken der Preise – verursache. Je nachdem sind die Effekte gut, vorteilhaft oder schmerzhaft. Das gängige Verständnis von Deflation ist durch die Depression der 1930er Jahre in den USA geprägt. Doch diese war letztlich eine Anpassung (Kredit-Deflation) nach einer inflationären Phase der Kreditvergabe, die ihrerseits maßgeblich zum Börsencrash von 1929 geführt hatte. Wenn man ein inflationäres Kreditgeldsystem für gut erachtet, dann erachtet man Deflation natürlich auf jeden Fall als schlecht. Aber ist eine solche Geldordnung wirklich gut? fragte Mayer.
Dieser Vortrag wurde bei der AUSTRIAN ACADEMY 2022 „Marktwirtschaft und Unternehmertum – ihr Beitrag zu einer freien und menschlichen Gesellschaft” gehalten. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der mehrtägigen Veranstaltung waren 21 Studenten und junge Berufstätige, die aufgrund eines Bewerbungsverfahrens ausgewählt wurden und vom Austrian Institute, dem Organisator der Veranstaltung, ein Vollstipendium erhielten. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft (Berlin) sowie mit Unterstützung der Österreichischen Industriellenvereinigung (IV) statt.
Hier finden Sie das Programm und alle Vorträge, die als Video oder in schriftlicher Form erhältlich sind. Und hier geht’s zur Hauptseite der Austrian Academy mit allen Berichten und Videos dieses Jahres und der letzten Jahre.
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