Unsere Umwelt braucht ein Umdenken – hin zur Marktwirtschaft

Kein Thema hat die politische Diskussion im vergangenen Jahr so stark geprägt wie der Umweltschutz und der Kampf gegen den Klimawandel. Selbst das Coronavirus konnte die globale Erwärmung nicht als leitendes Thema verdrängen. Die Debatten rund um Auswege aus den durch die Pandemie ausgelösten ökonomischen Problemen kreisen vor allem um Möglichkeiten, den erneuten Aufschwung möglichst grün zu gestalten. Auch die große Mehrheit der Europäer denkt, dass wir wegen künftiger Klimaherausforderungen nervös sein sollten – in Österreich beispielsweise halten 71% der Menschen dieses Thema für „ernst“. Auch verbringen immer mehr Menschen ihre Zeit zunehmend in der Natur, womöglich mehr als jemals zuvor: So hat sich die Mitgliederzahl des Österreichischen Alpenvereins  von 2006 bis 2016 verdoppelt.

Neue Dringlichkeit eines alten Anliegens

Doch so wichtig die Suche nach Lösungen ist, die Vorschläge der meisten Aktivisten sind wenig befriedigend. Blickt man etwa auf die verschiedenen „Green New Deals“ in aller Welt, so zeigt sich sofort, wo die gegenwärtige Umweltbewegung eine Lösung für alle Umweltprobleme sucht: bei noch mehr Staat. Regierungen sollen ihr zufolge mehr besteuern, mehr regulieren, mehr subventionieren und vor allem mehr zentral planen. Selbst Forderungen nach einem „Umweltdiktator“ scheinen nicht mehr abwegig. Verbunden mit der letztlich unbegründeten apokalyptischen Panikmache und dem zivilen Ungehorsam, dem sich viele Aktivisten geradezu mit Genuss hingeben, kann man kann eigentlich nur frustriert den Kopf schütteln.

Dass man sich um unsere Umwelt sorgt, ist allemal löblich. Wer mehr Zeit in unserer atemberaubend schönen Natur und unseren Landschaften verbringt, wird verstehen, warum eben diese Natur auch schützenswert ist, sei es vor globaler Erwärmung oder vor Umweltzerstörung. Der Klimawandel und sämtliche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die mit ihm einhergehen, machen das Thema nur noch dringlicher.

Gemäß der christlichen Lehre hat uns Gott die Welt überlassen, nicht um sie zu zerstören, sondern um sie nachhaltig zu nutzen und sein Werk zu schützen.

Der Gedanke des Umweltschutzes ist nicht neu. Schon im Buch Genesis (1:26) befiehlt der Gott Israels, dass wir Menschen „walten“ sollten „über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen.“ Wer diesen Befehl bricht, ruft Seinen Ärger hervor, wie uns das Buch Jeremia (2:7) wissen lässt: „Ich brachte euch dann in das Gartenland, um euch seine Früchte und Güter genießen zu lassen. Aber kaum seid ihr dort gewesen, da habt ihr mein Land entweiht und mein Eigentum zum Abscheu gemacht.“ Gemäß der christlichen Lehre hat uns Gott die Welt überlassen, nicht um sie zu zerstören, sondern um sie nachhaltig zu nutzen und sein Werk zu schützen.

Die Frage, die wir uns stellen sollten, ist daher weniger, ob wir die Umwelt schützen sollen, sondern wie dies am besten erreicht werden kann. Der Sozialismus hat dabei stets versagt; mit den Worten Martin Rhonheimers auf diesem Blog haben „alle Formen des Sozialismus, also staatlich gelenkter Wirtschaft, sich (…) als ökologische Desaster erwiesen und Zerstörungen von gigantischem Ausmaß hinterlassen.“

Statt mehr Staat: Marktwirtschaft, Unternehmertum und Demokratie auf lokaler Ebene

Tatsächlich fehlt es nicht an Lösungen abseits der derzeit dominierenden zentralistischen, regulativen Ansätzen, und zwar von unerwarteter Seite: der freien Marktwirtschaft, dem Unternehmertum und der Demokratie auf lokaler Ebene. Gerade das ist die These des neuen, von uns gemeinsam herausgegebenen Buches Green Market Revolution, das im Juni 2020 vom Austrian Economics Center und der British Conservation Alliance veröffentlicht wurde.

Der dort präsentierte Ansatz des marktwirtschaftlichen Umweltschutzes umfasst drei Kernaspekte. Der erste ist das private Eigentum. Ein klassisches Problemszenario im Umweltschutz ist zum Beispiel eine Weide, die niemandem gehört, auf der aber Bauern ihre Kühe grasen lassen. Weil die Ressource – die Wiese – niemandes Eigentum ist, werden sich auch die Bauern nicht um sie kümmern, sondern versuchen, sie schnellstmöglich für ihren Eigenverbrauch zu nutzen bevor es die anderen tun. Das Resultat ist die sogenannte Tragödie der Allmende – eine Tragödie verursacht dadurch, dass das Gut keinen Eigentümer hat: Die Ressource wird aufgebracht, weil die Anreize pervertiert wurden und umweltschädliches Verhalten belohnt wird.

Im privaten Eigentum ist es einfach bei Umweltverschmutzung die Schuldigen zu bestrafen, weil klar ersichtlich ist, wer den Schaden angerichtet hat.

Ein Ausweg ist es, das Weideland aufzuteilen und jedem ein Stück davon als gesichertes privates Eigentum zu übergeben. Jeder Bauer wird nun endlich sagen können, dieses Stück Land gehört „mir“. Sie werden sich um die Ressource kümmern, da sie diese womöglich noch in ein paar Jahren oder sogar über Jahrzehnte nutzen wollen. Wie bereits Aristoteles feststellte, kümmert sich niemand um das, was niemandes Eigentum ist. Doch kann ich etwas wirklich „mein“ nennen, so werde ich es nachhaltig nutzen – zu meinem Besten, aber auch nicht auf Kosten anderer.

Darüber hinaus schaffen private Eigentumsrechte Haftung. Im privaten Eigentum ist es einfach bei Umweltverschmutzung die Schuldigen zu bestrafen, weil klar ersichtlich ist, wer den Schaden angerichtet hat. Doch nicht nur Verschmutzer werden haftbar gemacht: Diejenigen, welche die Umwelt schützen wollen, werden Möglichkeiten haben, selbst Verantwortung zu übernehmen. Privateigentum und Marktwirtschaft geben dem Handel eine Chance: Umweltaktivisten können Landschaften, die sich in privatem Eigentum befinden, aufkaufen und somit langfristig schützen. Dies ist nicht nur ein rein theoretischer Gedanke: Während manche Aktivisten auf den Straßen demonstrieren und – wie im Fall „Extinction Rebellion“ – Familien an Flughäfen davon abhalten, in den (angeblich umweltschädigenden) Urlaub zu fliegen, gibt es weltweit tausende Land Trusts, die wirksam privates Kapital nutzen, um Naturwunder zu erwerben und so unter Schutz zu stellen.

Innovation und wirtschaftliches Wachstum

Der zweite Kernaspekt sind Innovation und wirtschaftliches Wachstum. Viele Umweltschützer meinen offenkundig, nur das Aufgeben unseres Wohlstands und die Rückkehr in das Zeitalter der Jäger und Sammler könnten die Welt retten. Einige Aktivisten haben sogar das Coronavirus bejubelt, weil es angeblich durch das Herunterfahren der Wirtschaft der Umwelt gutgetan hat. Doch Massenarmut und -arbeitslosigkeit sind kein Mittel gegen die globale Erwärmung, denn Umwelt und Wirtschaft gehen Hand in Hand.

Wie bereits gesagt: Marktwirtschaftlich orientierte Volkswirtschaften betrieben bisher einen deutlich besseren Umweltschutz als sozialistische, despotische und arme Länder. Die reichen europäischen und nordamerikanischen Länder senken schon seit vielen Jahren CO2-Emissionen, während sie in Ländern wie China und Indien rapide ansteigen. Das ist auch nicht verwunderlich, geht es doch in der Marktwirtschaft darum, Ressourcen effizient zu nutzen.

Es fehlt weltweit nicht an kreativen Köpfen, die versuchen, mit Innovationen unseren Planeten sauberer und grüner zu machen.

Die Marktwirtschaft ist aber auch das beste System, um Unternehmern, die die Welt verbessern wollen, die Chance zu geben, ihre Ideen umzusetzen. Es fehlt weltweit nicht an kreativen Köpfen, die versuchen, mit Innovationen unseren Planeten sauberer und grüner zu machen. Es sind eben jene Denker, die uns optimistisch stimmen sollten, anstatt in Panik und Pessimismus auf eine immer unternehmensfeindlichere Politik hinzuwirken.

Die Politik könnte im Kampf gegen die globale Erwärmung gerade hier Anreize für Innovationen setzen. Steuersenkungen auf Umweltinvestitionen, Freihandelsabkommen bei Umweltgütern und -dienstleistungen sowie die Abschaffung von unfairen Marktverzerrungen – so wie zum Beispiel die gigantischen weltweiten Subventionen für fossile Brennstoffe, welche saubereren Energiequellen das Leben am Markt schwer machen – würden das Unternehmertum im Umweltbereich enorm ankurbeln. Nicht neue Regulierungen und Steuern, sondern die Ausweitung der Freiheit sollte die Devise sein.

Dezentrale und kooperative Lösungsansätze

Das dritte Kernprinzip ist schließlich jenes des „Lokalismus“. Selbst wenn der Markt nicht immer optimale Ergebnisse im Umweltbereich hervorbringt, ist das kein Grund, für zentralistische Ansätze zu plädieren. Oft ist es besser, Entscheidungen auf der dezentralen, lokalen Ebene zu belassen, also dort, wo die Menschen von den Problemen tatsächlich betroffen sind und somit auch das Wissen und das Knowhow haben, um die Probleme selbst zu lösen. Traditionen, lokale Demokratie und gesellschaftliches Leben bringen die Mechanismen hervor, um die Umwelt zu schützen.

Die wichtigste Verfechterin dieses Ansatzes war zweifelsohne Elinor Ostrom, die erste weibliche Wirtschafts-Nobelpreisträgerin. Hinsichtlich unseres Beispiels der Kuhweide bringt sie einen Ansatz zwischen Verstaatlichung und Privatisierung ins Spiel: Als Ostrom in die Schweizer Alpen reiste, entdeckte sie zu ihrer Überraschung: hier gehörten die Weiden niemandem. Aber sie wurden trotzdem gut gepflegt. Der Grund war nicht, dass der Zentralstaat Regulierungen eingeführt hatte, sondern dass lokale Gemeinschaften übereingekommen waren und über Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Methoden der körperschaftlichen Kooperation entwickelt hatten, um eine Übernutzung des Bodens zu verhindern.

Es braucht keinen Systemwechsel

Dass die Umwelt geschützt werden muss, aber auch dass wir Lösungen bedürfen, der globalen Erwärmung in den nächsten Jahrzehnten entgegenzutreten, ist unbestreitbar. Aber es scheint dennoch nicht so, als bräuchten wir deshalb einen „Systemwechsel“, wie in Greta Thunberg und andere radikale Umweltaktivisten befürwortet. Auch für das Problem der Klimaerwärmung müssen wir lernen, viel mehr mit den Kräften des Marktes und der technologischen Innovation zu rechnen.

Tatsächlich sollten wir einen neuen Blick auf die alten, klassisch liberalen Prinzipien der Marktwirtschaft, der Eigenverantwortung, des Unternehmertums und der Demokratie auf lokaler Ebene werfen. Nur so können wir die Umwelt schützen, ohne unseren Lebensstandard zu zerstören. Und hier liegt auch die Lösung für das Problem der Klimaerwärmung. In Zeiten, in denen uns sowohl der Zustand unseres Planeten wie auch die gegenwärtige durch eine Pandemie erzeugte Wirtschaftskrise in höchstem Ausmaß Sorge bereiten, ist es allemal Zeit für eine Revolution unseres Denkens hin zu grünen Märkten.

Das von den Autoren dieses Beitrags herausgegebene Buch Green Market Revolution, wurde im Juni 2020 vom Austrian Economics Center und der British Conservation Alliance gemeinsam veröffentlicht. Es enthält Beiträge von insgesamt 21 Autoren, die 15 verschiedenen Organisationen verschiedener Länder angehören. Es kann hier erworben oder als PDF heruntergeladen werden.

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