Von einem „Mann der Kirche“ erwartet man in der Regel – neben einem freundlichen Lob für die Arbeit des Unternehmers – die Ermahnung, Unternehmer sollten nicht nur nach Gewinn streben, sondern immer auch das Gemeinwohl im Auge behalten und sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sein. Ich habe nicht vor, Sie mit solchen Gemeinplätzen zu belästigen. Ich halte eine solche Sprechweise für wenig erhellend. Erfolgreiche Unternehmer, so meine Ansicht, tragen gerade insofern sie erfolgreich sind wie niemand sonst zum Gemeinwohl bei. Genau das wird in der heutigen Gesellschaft aber auch von der christlichen Sozialethik fast durchwegs übersehen.
Die besondere Aufgabe und Verantwortung des Unternehmers bestehen darin, unternehmerisch erfolgreich zu handeln und das heißt: im Wettbewerb stehend innovativ zu sein und Wertschöpfung zu erzielen. Dadurch entsteht und wächst Wohlstand für alle Gesellschaftsschichten. Das ist der spezifische Beitrag des Unternehmers zum Gemeinwohl. Das will ich nun in gebotener Kürze und deshalb etwas zugespitzt näher darlegen.
Am 24. September 2018 fand in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Berlin das vom Bund katholischer Unternehmer (BKU) zusammen mit der KAS durchgeführte Hauptstadtforum 2018 statt. Thema war: „Der Unternehmer – sein Bild in Politik und Gesellschaft, seine Rolle in der Wirtschaft und seine Aufgabe für die Gestaltung der Zukunft“. Den Eröffnungsimpuls gab Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU, den anschließenden Hauptvortrag zum Thema „Aufgabe und Verantwortung des Unternehmers in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft“ hielt Prof. Martin Rhonheimer, Präsident des Austrian Institute, danach folgte ein Impuls von Dr. Carsten Linnemann MdB, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU und Stellvertretender Vorsitzender CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Dem schloss sich ein Podium an mit Carsten Linnemann, Martin Rhonheimer und den jungen Unternehmern Daniel Heidrich, Dr. Christian Matschke (Vorstand Berlin Chemie), Janina Mütze (Gründerin und Mitinhaberin Civey). Die Moderation besorgten Richard Schütze (BKU) und Matthias Schäfer (KAS).
Wir dokumentieren hier den Vortrag des Präsidenten des Austrian Institute, Prof. Martin Rhonheimer.
Der Kapitalismus – die einzige soziale Wirtschaftsform, denn nur sie schafft Wohlstand
Ein freies und innovatives Unternehmertum ist das Rückgrat der wettbewerbsorientierten, kapitalistischen Marktwirtschaft. Diese ist die einzige soziale Wirtschaftsform, denn nur sie schafft allgemeinen Wohlstand. Zu Recht hat Ludwig Erhard geschrieben, das Soziale an der sozialen Marktwirtschaft sei der Wettbewerb und der daraus sich ergebende Nutzen für den Konsumenten – und das heißt eben: für alle Menschen – und nicht die Korrektur von Marktprozessen durch Umverteilung und Transferleistungen. Wenn alles immer besser und billiger wird – und so läuft es im Großen und Ganzen schon seit etwa zweihundert Jahren – dann kommt das einer kontinuierlichen Reallohnerhöhung gleich und heißt, dass wir alle immer reicher werden.
Wie entsteht eigentlich „Wohlstand“? Woher kommt der moderne, historisch präzedenzlose Massenwohlstand? Er wurde nicht vom Sozialstaat geschaffen. Dadurch wird nur anders verteilt, aber nichts geschaffen – sehr oft wird auf diese Weise sogar Wohlstand zerstört oder Wachstum behindert. Es ist vielmehr das dem ständigen Wettbewerb ausgesetzte Unternehmertum, es sind die kleinen und großen Unternehmer, es sind die bösen Kapitalisten, Investoren und die Finanzindustrie, die Wohlstand schaffen – und zwar im globalen Maßstab und für alle, gerade auch für die schwächsten Glieder der Gesellschaft.
Der Kapitalismus erzeugt Massenwohlstand, nicht Gleichheit
Der Kapitalismus und eine wettbewerbliche Marktwirtschaft erzeugen allerdings nicht Gleichheit, ja sie vergrößern unter Umständen die soziale Ungleichheit. Diese Ungleichheit – zunehmende Kapitalakkumulation – ist zugleich Ursache und Wirkung erfolgreicher Innovation und damit eines beständig ansteigenden allgemeinen Lebensstandards. Für die Wirksamkeit dieses einfachen ökonomischen Gesetzes liefert die Geschichte der letzten zweihundert Jahre überreichen Anschauungsunterricht. Die zunehmende, oft empörungsgeladene Fokussierung auf soziale Ungleichheit als das angebliche Problem, ja als Skandal, entspringt historischer Unwissenheit, ökonomischem Unverständnis, nährt sich nur allzu oft aus Neidgefühlen – und schadet letztlich vor allem den schwächsten Gliedern der Gesellschaft.
Die Milliardenvermögen der Bill Gates, Jeff Bezos, Warren Buffets usw. usw. auf der einen Seite und auf der anderen Seite der ständig ansteigende Lebensstandard selbst von Sozialhilfeempfängern, ja von Hunderten von Millionen von Menschen auf diesem Planeten, die vor kurzem noch in bitterer Armut lebten, sind nur im Kombipack zu haben: Das eine gibt es nicht ohne das andere. Ohne große Vermögenskonzentrationen und Superreiche gibt es auch keinen Massenwohlstand!
Der moderne Massenwohlstand, aber auch die zunehmende Befreiung unterentwickelter Länder aus der Armut, kam – und kommt weiterhin – genau und ausschließlich dort zustande, wo es eine kapitalistische Marktwirtschaft, freien Handel, sowie, als deren Rückgrat und treibende Kraft ein freies Unternehmertum gibt, das heute auf globalen Märkten agiert und damit noch nie gesehene Gewinne, aber auch ebenso großen Wohlstandszuwachs für immer mehr Menschen zu erzielen vermag. Unternehmer suchen nach Neuem, haben Visionen, antizipieren Konsumentenwünsche, entdecken Ungleichgewichte und Chancen für profitable Geschäfte und treiben genau damit die technologische Innovation voran, bewirken Wachstum der Arbeitsproduktivität und eben damit einen kontinuierlich ansteigenden Wohlstand. Dieser Prozess vollzieht sich heute auf globaler Ebene – und durch die Digitalisierung enorm beschleunigt – überall dort, wo die Kräfte des freien Unternehmertums nicht durch mangelnde Rechtsstaatlichkeit, fehlenden Eigentumsschutz, Handelsbarrieren, politische Instabilität, Korruption und Krieg behindert werden.
Unternehmerische Wertschöpfung: Wie Wohlstand entsteht und das Gemeinwohl gefördert wird
In einer kapitalistischen Wirtschaftsform kann man – auf anständige Weise – nur reich werden, wenn man auch andere Menschen reicher machen. Denn Unternehmen sind genau dann profitabel und machen Gewinne, wenn sie Konsumentenwünsche befriedigen. Damit verbessern sie das Leben der Menschen und schaffen zudem Arbeit, welche jene Löhne und damit die Kaufkraft erzeugt, mit der die Produkte und Dienstleistungen gekauft werden können und neue Investitionen und unternehmerische Initiativen profitabel machen. Das ist die Aufwärtsspirale der kapitalistisch-unternehmerischen Wertschöpfung und diese ist der spezifische – und gewaltig große – Beitrag des Unternehmertums zum Gemeinwohl. Dieser Beitrag ist so entscheidend und fundamental wie der berühmte Ast, auf dem man sitzt. Deshalb wird er in der Regel übersehen. Wenn von sozialer Gerechtigkeit die Rede ist, denken viele immer nur ans Verteilen, nicht aber daran, wie sich
Wertschöpfung vollzieht und damit: wie Wohlstand entsteht. Er entsteht einzig und allein durch gewinnorientiertes, kreatives und innovatives unternehmerisches Handeln. Das anzuerkennen, ist eine grundlegende Forderung der Gerechtigkeit.
Sozial ist nicht, wer gute Absichten hat, sondern wer soziale Probleme löst. Das größte soziale Problem der Menschheit aber war – und ist auch heute noch an vielen, wenn auch immer weniger Orten der Erde – die Massenarmut. Sie war keine Folge des Industriekapitalismus des 19. Jahrhunderts, sondern ein immer schon bestehendes Problem der Menschheit, dass zum ersten Mal in der Geschichte durch die kapitalistische Marktwirtschaft gelöst wurde. Wachsender Wohlstand bedeutete auch Zugang zu den Gütern der Bildung und der Kultur für eine stets zunehmende Zahl von Menschen aller Gesellschaftsschichten. Kapitalakkumulation und technologische Innovation waren dafür die Voraussetzung. Der Luxuskonsum einer schmalen gesellschaftlichen Elite wurde auf diese Weise im Laufe weniger Generationen zum Massenkonsum – und, meine Damen und Herren: Der heutige Luxuskonsum wird der Massenkonsum von morgen sein!
Dem Unternehmer geht es ums Geschäft – deshalb muss er an den Menschen denken
Es liegt mir fern, Unternehmer und Wirtschaftsführer – oder unternehmerisch denkende und handelnde Manager – als besonders gute oder altruistische Menschen zu bezeichnen. Was sie mit ihrem Einkommen und ihrem persönlichen Vermögen anstellen, ist eine Frage, die hier nicht Thema ist – einige betätigen sich vornehmlich als Philanthropen, andere als profitorientierte Investoren – was der Gesellschaft sehr zugutekommt –, andere wieder konsumieren ihren Reichtum.
Was ich behaupte, ist: Gewinnorientiertes unternehmerisches Handeln ist nicht wegen der mehr oder weniger guten Absichten der Unternehmer, sondern strukturell sozial. Damit Unternehmer dem Gemeinwohl dienen, genügt es im Kern, dass sie unternehmerisch, anständig und erfolgreich handeln. Damit tun sie mehr, als Almosen verteilen: sie schaffen Reichtum auch für andere.
Natürlich muss, wer profitabel wirtschaften will, ganzheitlich denken und immer den Faktor Mensch, aber auch den sozialen Kontext, in dem er wirkt, berücksichtigen. Das gehört zu einem guten Geschäftsmodell. Ein enorm vermögend gewordener deutscher Industrieller, hat mir einmal gesagt: „Wenn Sie als Unternehmer erfolgreich sein und reich werden wollen, dann müssen Sie zuerst an die Menschen in Ihrem Betrieb denken und sie gut behandeln.“ Gerade weil Milton Friedmans Diktum the business of business is business ins Schwarze trifft, muss auch die Kundenzufriedenheit an erster Stelle stehen: ansonsten ist auf die Dauer kein profitables Geschäft möglich. Gewinnstreben und Dienst am Kunden sind nur zwei Seiten derselben Medaille! Es ist sinnlos, sie gegeneinander auszuspielen. Mein Vater war in der Modebranche tätig. Ich fragte ihn einmal, weshalb er dabei so erfolgreich gewesen sei Er antwortete mir: „Weil ich wusste, was Frauen gern haben.“ Haben Sie schon einmal ein Foulard von Yves Saint Laurent – oder von Hermes – getragen? Dann verdanken Sie das meinem Vater. Es war nämlich seine Idee.
Die kapitalistische Marktwirtschaft ist die Wirtschaftsform, in der das Streben nach Gewinn, nach Erfolg und Reichtum, die Liebe zum Risiko, der Wettlauf, ja der Wettkampf der Schlauen und Tüchtigen nicht zu zerstörerischem Krieg, sondern zu technologischer Innovation führt und sich zum Wohl der ganzen Gesellschaft auswirkt. Das freie und kreative unternehmerische Handeln ist in Wirklichkeit die eigentliche Ursache und das beständige Rückgrat unseres Wohlstandes – für Politiker eine nur schwer annehmbare Botschaft. Sie sehen „die Wirtschaft“ lieber als Problem, für dessen Lösung sie sich dann als zuständig erklären.
Der real existierende Kapitalismus – ein Mischsystem voller Fehlanreize und Wachstumsbremsen
Genau deshalb ist der heute real existierende Kapitalismus bzw. die heutige Marktwirtschaft ein von staatlichen Interventionen, politischen und fiskalischen Eingriffen aller Art und entsprechenden Fehlanreizen geprägtes Mischsystem, das alles andere als frei, nur beschränkt wirklich wettbewerblich und deshalb auch in seiner wohlstandsschaffenden Dynamik stark eingeschränkt ist. Gäbe es mehr Freiheit und mehr Anreize für unternehmerische Initiative und würde sich unternehmerischer Erfolg dank niedriger Steuern von Anfang an auch wirklich auszahlen, gäbe es auch mehr Wohlstand, und zwar für alle.
In unserem real existierenden Mischsystem entscheiden Unternehmer nur sehr bedingt über die Verwendung knapper Ressourcen und die freie Verfügungsgewalt über die an sich im privaten Eigentum stehenden Produktionsmittel ist äußerst begrenzt. Wichtiger werden in unserem Mischsystem die Entscheidungen und Vorgaben der Politik und Regulierungen aller Art. Das führt notwendigerweise zum Lobbyismus, die Versuchung der Wirtschaft, auf die Entscheidungen der Politik Einfluss zu nehmen, was die Großen begünstigt, die das besser können und ihre mächtigen finanziellen Ressourcen in einem Bereich – Politik und Gesetzgebung – ins Spiel bringen, wo sie eigentlich keine Rolle spielen sollten. Dadurch werden die Spieße ungleich lang. Unternehmen, ganze Branchen können leicht – auf Kosten anderer – zum Parasiten, Begünstigten und Profiteur politischer Maßnahmen werden – immer auf Kosten anderer. Das ist eine Ungerechtigkeit und zudem ineffizient.
Es ist eine Binsenwahrheit, dass Unternehmer den Wettbewerb eigentlich nicht lieben. Wenn ihnen die Politik hilft, ihn auszuschalten, werden sie das Angebot gerne annehmen. Am liebsten wäre jeder Unternehmer Monopolist. Bereits Adam Smith bemerkte am Ende des 18. Jahrhunderts: Sobald sich einige Unternehmer zusammensetzen, schmieden sie Pläne, wie sie den Wettbewerb ausschalten können.
Solange die Monopolstellung eines Unternehmens ausschließlich darauf beruht, dass es besser ist als die Konkurrenz, ist seine Marktmacht kein Problem. Diese Marktmacht wird ihm vom Konsumenten verliehen: ein geradezu demokratischer Vorgang. Problematisch wird es, wenn man versucht, mit Hilfe der Politik, mit Regulierungen, Subventionen usw. diese Position abzusichern – oft mit sozialen oder, im Zeitalter der Globalisierung, nationalistischen Argumenten (es gibt auch einen europäischen Nationalismus). Doch jede politische Schutzmaßnahme, auch Subventionen und „Rettung von Arbeitsplätzen“ geht auf Kosten anderer Industriezweige, die, weil sie profitabler gewirtschaftet haben, keine Staatshilfe benötigen, oder sie geht auf Kosten ärmerer Länder, denen wir damit den Zugang zu unseren Märkten verschließen. Auch das ist eine Ungerechtigkeit.
Wirtschaftliche Machtstellungen, die allein wegen gesetzlicher Privilegierung oder Regulierung zustande kommen, sind schädlich. Dasselbe gilt für Industriepolitik: Sie ist eine Form von Nationalismus und bewirkt die Verzerrung des Wettbewerbs. Der Staat ist ein miserabler und zudem unsozialer Unternehmer, weil er Ineffizienz und Verluste aus Steuergeldern finanzieren kann. Dichte Netze von Regulierungen wiederum schaffen Geschäftsmodelle, die den Markt in seiner Fähigkeit, Innovation zu erzeugen, beeinträchtigen und den Konsumenten entmachten. Sie mindern Wertschöpfung und verunmöglichen das Anwachsen des Wohlstands für alle Gesellschaftsschichten.
Das Übel von Lobbyismus und Verbandelung von Big government und Big business
Unternehmer sollten schon aus ethischen Gründen davon absehen, vom Staat Privilegien entgegenzunehmen, die die allgemein geltenden Regeln zu ihren Gunsten spielen lassen. Sie sollten im Namen des unternehmerischen Ethos und Ehrgefühls von der Wirtschaftspolitik verlangen, sich damit zu begnügen, für den freien Markt die optimalen rechtlichen Voraussetzungen, klare und gleiche Regeln für alle zu schaffen – und Politiker sollten den Mut und die Weisheit haben, sich im Wesentlichen darauf zu beschränken. Nur so kann das, was die Amerikaner Crony Capitalism nennen – das Übel der Verfilzung von Politik und Wirtschaft, die unselige Verbandelung von Big government und Big business – aus der Welt geschafft werden. Und nur so vermögen Markt und Wettbewerb ihre volle wohlstandsschaffende Kraft zu entfalten.
Das eigentliche Verdienst des Unternehmers und seine Ehre bestehen darin, für die wertschöpfende und damit allgemeinen Wohlstand erzeugende Tätigkeit das Risiko zu tragen und dabei auch scheitern zu können. Der wahre Unternehmer hat nicht, wie der Arbeitnehmer, einen vertraglichen Anspruch auf eine Vergütung seiner Arbeit. Er lebt vom wirtschaftlichen Erfolg seines Tuns – letztlich vom Erfolg seines Unternehmens. Das ist eine beständige Herausforderung, von deren Wahrnehmung die Gesamtgesellschaft profitiert und der deshalb die entsprechende moralische, gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung gebührt. Wenn Unternehmer, und dazu gehören auch Investoren – aber auch unternehmerisch denkende und erfolgreiche Manager – dafür mit großem persönlichem Reichtum belohnt werden, ist das nur gerecht. Je mehr Menschen sie auf globalisierten Märkten mit ihren Produkten erreichen, desto höher ist ihr Gewinn. Das Klagen über dadurch entstehende soziale Ungleichheit entspringt zumeist Ignoranz oder ist Heuchelei.
Reichensteuer? Eine sozialpolitische Dummheit zu Lasten der Schwächsten in der Gesellschaft
Wir wissen, dass zu Reichtum gelangte erfolgreiche Unternehmer – und Spitzenmanager – genau jene sind, die womöglich ihren Reichtum wiederum ertragreich investieren und ihn damit zum Nutzen der Allgemeinheit verwenden. Diese Reichen proportional höher zu besteuern, mit der Absicht, damit den einkommensschwächsten Gliedern der Gesellschaft zu helfen, ist eine enorme politische Dummheit. Ludwig Erhard vertrat bekanntlich die Ansicht, die beste Sozialpolitik sei eine gute Wirtschaftspolitik. Schweden hat – um seinen Wohlfahrtsstaat weiter finanzieren zu können – vor nicht allzu langer Zeit sämtliche Vermögens- und Erbschaftssteuern abgeschafft, damit seine Reichen ins Land zurückgeholt und ist seither eines der entwickelten Länder mit der höchsten Vermögensungleichheit. Es wäre zu hoffen, dass auch in anderen Ländern – ich nenne keine Namen – sozial engagierte und sozialpolitisch verantwortliche wie auch kirchliche Kreise endlich einsehen würden, dass eine unternehmerfreundliche Wirtschafts- und Finanzpolitik in ganz besonderer Weise den schwächsten Gliedern der Gesellschaft zugutekommt und deshalb die beste und nachhaltigste Sozialpolitik ist, die zudem, anstatt die kommenden Generationen mit einem Berg von Schulden zu belasten, diese bereichert.
Unter den Unternehmern gibt es natürlich auch schwarze Schafe. Der skandalhungrige Wohlstandsbürger und die Medien stürzen sich auf sie. Aber die meisten Unternehmer oder „Kapitalisten“ sind anständige, einfallsreiche, tüchtige und ungemein wirksame Wohltäter der Gesellschaft – oder sie verschwinden vom Markt. Ihre zumeist harte Arbeit ist die Ursache des Wohlstands der breiten Massen – auch auf globaler Ebene. Nicht nur die Gesellschaft im Allgemeinen, auch die katholische Sozialethik anerkennt das viel zu wenig. Noch immer stellt sie die Unternehmer unter Generalverdacht, sieht sie nur als potentiell ungerechte oder gar ausbeuterische Arbeitgeber, nicht aber als Wohlstand verursachende Wertschöpfer, und anerkennt ihre Leistung nur, insofern sie sich, wie es heißt, „für das Gemeinwohl“ einsetzen – als ob sie das nicht einfach schon dadurch täten, dass sie erfolgreiche Unternehmer sind.