Carl Menger (1840-1921) ist der Begründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Friedrich August von Hayek unterstreicht: „Was … den Anhängern der Österreichischen Schule gemeinsam ist, was ihre Eigenheit ausmacht und ihre späteren Beiträge erst ermöglichte, ist ihre Annahme der Lehre Carl Mengers.“ Mengers Wert- und Preistheorie bildet bis heute den Kern der Österreichischen Schule. Mengers zentralen Anliegen war es dabei, den Kausalzusammenhang zwischen subjektiven Werten, die den Entscheidungen der Verbraucher zugrunde liegen, und den Marktpreisen, die in den Wirtschaftsrechnungen der Geschäftsleute verwendet werden, herzustellen. Die bisherige Volkswirtschaftslehre wollte Menger nicht zerstören, sondern vervollständigen und auf einem festen Fundament errichten, nämlich den Bedingungen menschlichen Handelns.
Carl Menger wurde am 28. Februar 1840 in galizischen Stadt Neu-Sandez (heute in Polen) geboren. Sein Vater Anton war Rechtsanwalt und stammte aus einer Familie von Armeeoffizieren und Beamten. Mengers Mutter Caroline war die Tochter eines wohlhabenden böhmischen Kaufmanns. Er hatte zwei Brüder, Anton und Max: Erster war ein bedeutender sozialistischer Schriftsteller und Professor an der juristischen Fakultät der Universität Wien, der zweite ein Jurist und ein liberaler Abgeordneter im österreichischen Parlament. Mengers vollständiger Name war Carl Menger Edler von Wolfesgrün, aber sowohl er, als auch seine Brüder verwendeten ihren Adelstitel nicht.
Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Wien und Prag von 1859 bis 1863 begann Menger als Journalist für die „Lemberger Zeitung“ zu arbeiten. Er schrieb damals unter anderem Romane und Komödien, die in Fortsetzungen veröffentlicht wurden. Von 1865 bis 1866 war er Mitherausgeber des neugegründeten „Neuen Wiener Tagesblattes“ und bereitete sich gleichzeitig auf seine Promotion vor, die er im Jahre 1867 an der Universität Krakau erfolgreich ablegte. Danach arbeitete er wieder als Journalist und verfasste Marktanalysen für die „Wiener Zeitung“.
Im September 1867, unmittelbar nach Beendigung seines Jurastudiums, begann sich Menger, wie er später berichtete, in die Ökonomie zu stürzen. Seine Beobachtungen als Wirtschaftsjournalist dürften ihm hilfreich gewesen sein. Menger war die Diskrepanz aufgefallen zwischen den Preisbildungstheorien der klassischen Ökonomie einerseits und den Einschätzungen erfahrener Marktteilnehmer, die ganz andere Faktoren für wesentlich im Preisbildungsprozess hielten. In den folgenden vier Jahren arbeitete er sein Denksystem aus, das er schließlich 1871 in den „Grundsätzen der Volkswirtschaftslehre“ der Öffentlichkeit präsentierte.
1872 habilitierte sich Menger in Wien und wurde im selben Jahr Privatdozent für Politische Ökonomie. 1873 wurde er zum Ministerialsekretär im k.k. Ministerialpräsidium ernannt und im selben Jahr noch zum außerordentlichen Professor an der Universität Wien bestellt. 1875 legte Menger sein Ministerialamt freiwillig ab, um sich ganz der Forschung und Lehre zu widmen. Von 1876 bis 1878 war er darüber hinaus Privatlehrer Kronprinz Rudolphs von Habsburg. Er begleitete den damaligen Thronfolger auf zahlreichen Reisen und dürfte einen wichtigen Einfluss auf dessen Denken gehabt haben. Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde Menger von Kaiser Franz Joseph auf den eben geschaffenen Lehrstuhl für politische Ökonomie an der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät berufen, wo er 1879 ordentlicher Professor wurde.
Nachdem Mengers erstes Buch in Deutschland weitgehend ignoriert worden war, da die deutsche Wirtschaft in den 1870er Jahren fast vollständig unter dem Einfluss der Jüngeren Historischen Schule Gustav von Schmollers stand und den „abstrakten“ Stil der Wirtschaftstheorie Mengers (und der Klassischen Schule) komplett ablehnte, veröffentlichte Carl Menger 1883 die Ergebnisse seiner methodologischer Forschung in „Untersuchungen über die Methode der Sozialwissenschaften und der politischen Ökonomie insbesondere“. Dieses Werk löste den heftig geführten Methodenstreit mit der Historischen Schule aus. Menger und die erstmals von deutschen Ökonomen so bezeichnete „Österreichische Schule“ ernteten dabei höhnische Angriffe. Menger reagierte 1884 mit seinem dritten Buch „Die Irrtümer des Historismus“, das im Wesentlichen eine in Briefform gehaltene Polemik gegen Schmollers Einwände war.
Zu Mengers wichtigsten Anhängern an der Universität wurden Eugen von Böhm-Bawerk und Friedrich von Wieser. In ihren Werken und jenen einiger anderer Schüler begann sich Mengers Einfluss zunehmend geltend zu machen, sodass es schließlich tatsächlich zum Entstehen einer Österreichischen Schulrichtung der Ökonomie kam. Ab den späten 1880er Jahren erlangten die Mengerschen Lehren allmählich auch in Frankreich, den Niederlanden, den Vereinigten Staaten und Großbritannien Bekanntheit.
Mengers Interesse verlagerte sich in der Folge von methodischen Fragen wieder vermehrt auf Probleme der reinen Wirtschaftstheorie und der angewandten Ökonomie. Im Jahr 1888 veröffentlichte er einen Artikel zur Theorie des Kapitals. Als führendes Mitglied einer Kommission, die mit der Reform des österreichischen Währungssystems beauftragt war, befasste er sich darüber hinaus mit geldtheoretischen und geldpolitischen Problemen. Das Ergebnis war eine Reihe von Artikeln über die Geldwirtschaft, die 1892 veröffentlicht wurden. 1903 trat Menger von seiner Professur schließlich zurück. Bis zu seinem Tod im Jahr 1921 produzierte er keine größeren Werke mehr.