Staatsausgaben sollen Wohlstand schaffen: Um das zu demonstrieren weisen Regierungen auf die Segnungen ihrer Ausgaben für die Bürger hin. Nur eins fällt dabei unter den Tisch: Dieser Weg Wohlstand zu schaffen zerstört gleichzeitig auch Wohlstand – „und zwar wahrscheinlich mehr, als durch die Staatsausgaben an Wohlstand geschaffen wird.“
Der Grund dafür sind die Steuern, die von der Regierung zur Finanzierung der Staatsausgaben eingehoben werden. Dass diese Steuern mehr Wohlstand zerstören, als die Staatsausgaben schaffen, wird übersehen.
Das bedeutet nicht, dass Steuern grundsätzlich abzulehnen sind. „In einem gewissen Umfang sind Steuern natürlich notwendig, damit der Staat seine grundlegenden Aufgaben wahrnehmen kann.“ Maßvolle Steuern richten keinen übermäßigen Schaden an. Und: „Die dafür erbrachten Gegenleistungen des Staates, die unter anderem die Produktion selbst sichern, gleichen das mehr als aus.“ Doch dieses Maß wird überschritten, sobald weitere Steuern hinzukommen, die zusätzliche Staatsausgaben finanzieren, um Wohlstand zu schaffen. „Je mehr Volkseinkommen für Steuern abgezweigt wird, desto größer ist die abschreckende Wirkung auf die private Produktion und die Beschäftigung.“
Letztendlich bewirkt die Politik mit diesen Staatsausgaben das genaue Gegenteil dessen, was sie ursprünglich eigentlich erreichen wollte: Sie erhöht die Arbeitslosigkeit und verringert das Realeinkommen. Mit anderen Worten: „Die Regierung, die das Geld ausgibt, verursacht genau das Problem, das zu lösen sie vorgibt“.
Um diesen Schaden, der durch solche Steuern entsteht, zu verstehen, muss man sich zunächst vergegenwärtigen, dass der Staat dem Bürger nicht einfach nur Geld aus der linken Hosentasche nimmt, um es ihm in die rechte zu stecken. Zwar tut die Regierung so, als würde das eingehobene Steueraufkommen schlicht „von privaten auf öffentliche Zwecke übertragen“, doch das ist nicht alles: „Die Regierung, die das Geld ausgibt, vergisst, dass sie A das Geld wegnimmt, um es B zu geben. Das heißt, sie weiß es sehr wohl, doch während sie die Segnungen dieser Umverteilung für B und all die herrlichen Dinge preist, die er sonst nicht hätte, übersieht sie die Auswirkungen der Maßnahmen auf A. B wird berücksichtigt, A vergisst man.“
Das risikobereite Kapital schrumpft ohnehin immer mehr. Es wird weggesteuert, bevor es angesammelt werden kann.
Es gibt zwei negative Auswirkungen auf A, die zu einer Erhöhung der Arbeitslosigkeit führen:
Erstens braucht es privates Kapital, das die Besitzer zu investieren bereit sind, um Arbeitsplätze zu schaffen. Doch solches „risikobereites Kapital“ schrumpft angesichts dieser Steuern: „Kurz gesagt, privates Kapital zur Schaffung neuer Arbeitsplätze kann sich erst gar nicht bilden.“
Zweitens ist die Einkommenssteuer nicht die einzige Steuer, die eingehoben wird. Sie wird durch weitere Steuerarten ergänzt und diese „beeinflussen zwangsläufig die Unternehmungslust“. Wenn man bei Verlust um den gesamten verlorenen Betrag ärmer wird, bei Gewinn aber nur einen Teil behalten darf, dann wächst die Scheu, mit seinem Kapital überhaupt Risiko einzugehen. Das blockiert die Entstehung neuer Unternehmen, hat andererseits aber auch Konsequenzen für das Verhalten bestehender Unternehmen:
„Wenn ein Unternehmen an jeden Dollar Verlust volle 100 Cent verliert, von jedem Dollar Gewinn aber nur 40 Cent behalten darf, und wenn es Verlustjahre nicht angemessen mit Gewinnjahren aufrechnen kann, wirkt sich das auf seine Strategie aus. Es expandiert nicht mehr, oder nur noch in Bereichen mit minimalem Risiko. Wer diese Situation durchschaut, wird abgehalten, ein neues Unternehmen zu gründen. Die bestehenden Unternehmen stellen keine neuen Mitarbeiter ein, zumindest weniger als sonst. Und andere werden sich erst gar nicht selbständig machen. Die Anpassung der Betriebe und Maschinen an den neusten Stand der Technik wird langsamer vor sich gehen als sonst. Auf lange Sicht entgehen dem Verbraucher dadurch bessere und billigere Erzeugnisse, und die Realeinkommen bleiben niedrig, verglichen mit dem Stand, den sie hätten erreichen können.“
Man sieht: Hohe Steuern blockieren die Expansion und Innovationskraft bestehender Unternehmen. „Soweit aber doch neugebildetes Kapital vorhanden sein sollte, nimmt man den Anreiz, es in die Neugründung von Unternehmen zu stecken.“ Denn wer will schon – bei Einkommenssteuersätzen von bis zu 50 Prozent – sechs Monate im Jahr für den Staat arbeiten, statt für sich selbst und seine Familie!
Die hier gebotene, exklusiv für die AUSTRIAN ESSENTIALS erstellte Kurzfassung von „Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft“ erscheint mit Erlaubnis des FinanzBuch Verlags, bei dem auch die deutsche Fassung der 1978 erschienenen aktualisierten Neuauflage des Klassikers erhältlich ist.