Zum Thema:
“Soziale Gerechtigkeit” ist ein Terminus, der in jedermanns Mund ist, aber nie definiert wird. Der zur nichtssagenden Floskel verkommene Ausdruck appelliert an allgemein geteilte Gefühle und Intuitionen betreffend Gerechtigkeit und scheint deshalb für die meisten Menschen keiner weiteren Erklärung zu bedürfen. Solche Gefühle beziehen sich meistens auf verschiedene Arten der Ungleichheit, die als ungerecht empfunden werden.
Diese Gefühle sind nicht einfach bedeutungslos oder ohne vernünftige Grundlage. Sie können auch nicht einfach mit Neidgefühlen gleichgesetzt werden, obwohl in manchen Fällen Neid eine Rolle spielen mag. Die Allgegenwart des Redens über soziale Gerechtigkeit wurzelt in einer moralischen Intuition, die ernst genommen werden sollte.
Einer der heftigsten und einflussreichsten Kritiker des Begriffs der „sozialen Gerechtigkeit“ war Friedrich August von Hayek. Hayek selbst folgte jedoch dem gängigen Verständnis von sozialer Gerechtigkeit als „Verteilungsgerechtigkeit“. Diese Verengung der Perspektive hinderte Hayek daran, andere mögliche Bedeutungen von „sozialer Gerechtigkeit“ zu berücksichtigen, die mit seiner Kritik an den Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und seiner Sicht des Marktes völlig kompatibel sind, bei ihm aber zumindest vordergründig ausgeblendet bleiben.
Das Thema ist aktuell und wichtig. Nach dem Einführungsreferat von Martin Rhonheimer werden wir über diese Fragen besprechen. Wir hoffen auf eine spannende und anregende Diskussion!