Europa, die freie Welt oder der Westen: Was sollte unsere Priorität sein?

Während des Kalten Krieges bezeichnete man den Westen auch als die freie Welt. Aber wer gehörte damals oder gehört heute zum Westen?

Während des Kalten Krieges lag es nahe, unter dem Westen die Summe der Bündnispartner der westlichen Vormacht, der Vereinigten Staaten von Amerika, zu verstehen. Aber damit überschätzt man die Bedeutung von völkerrechtlichen Verträgen und unterschätzt kulturelle Bande zwischen den Nationen. In seinem oft falsch oder zumindest einseitig verstandenen Werk über den Kampf der Kulturen hatte Samuel Huntington darauf hingewiesen, dass Missverständnisse jenseits der eigenen Kultur- oder Zivilisationsgrenzen wesentlich wahrscheinlicher werden, dass Verständigung und Kooperation innerhalb dieser Grenzen besser als anderswo funktionieren kann.[1] Großbritannien und Pakistan waren gleichermaßen Alliierte der USA, standen aber den USA natürlich nicht gleich nah. Oder: Israel, die Schweiz oder Schweden hatten im Gegensatz zu Pakistan kein Militärbündnis mit den USA, standen und stehen aber kulturell dennoch den USA näher als der pakistanische Alliierte.

Kulturell westliche Länder haben dank sicherer Eigentumsrechte und größerer wirtschaftlicher Freiheit vor anderen Zivilisationen die Massenarmut überwunden.

Die kulturelle Verbindung der westlichen Staaten war nie belanglos und ist es auch heute nicht. Dazu gehören das Erbe der griechisch-römischen Antike, des Judentums und des Christentums, die kritische Auseinandersetzung mit der Religion seit dem Zeitalter der Aufklärung, eine Gewaltenteilung zwischen Privatwirtschaft und Politik[2] – damit Anerkennung individueller Rechte auch gegenüber dem Staat und Grenzen der Staatstätigkeit. Diese kulturelle Verbundenheit wird oft auch als Wertegemeinschaft bezeichnet. Innerhalb des Westens oder auch nur innerhalb einzelner westlicher Staaten bestand nie ein perfekter Konsens über den exakten Gehalt der Werte.[3] Wo Gedankenfreiheit geschätzt wird – im globalen Kulturvergleich gilt das eher für den Westen als für jede andere Zivilisation – kann man ohnehin nur ein Minimum an Konsens erwarten. Man kann etwa mehr den Rechtsstaat oder mehr die wirtschaftliche Freiheit oder mehr die Demokratie betonen, natürlich immer ohne die anderen genannten Errungenschaften abzulehnen. Oder man kann sich mehr dem Erbe der Antike,  des Judentums, des Christentums oder der Aufklärung verpflichtet fühlen. Kulturell westliche Länder waren auch während des Kalten Krieges der Kern des Westens als Block und Gegner des kommunistischen Blocks.

Kulturell westliche Länder haben dank sicherer Eigentumsrechte und größerer wirtschaftlicher Freiheit als anderswo vor anderen Zivilisationen die Massenarmut überwunden und Massenwohlstand geschaffen und die Demokratie durchgesetzt.[4] Wegen des Massenwohlstands und nicht etwa wegen der Attraktivität westlicher Werte für Menschen aus anderen Kulturen oder Zivilisationen oder gar wegen des Integrationswillens der Zuwanderer sind die westlichen Länder Ziel der Massenmigration aus armen Ländern geworden.[5]

Auch wirtschaftlich schwächere Staaten können den Westen herausfordern

In der Globalisierungsphase, die ich mit der Öffnung Chinas, des damals bevölkerungsreichsten Landes der Erde, zur Welt und Deng Xiaopings Reformen Ende der 1970er Jahre datieren möchte, hat die wirtschaftliche Freiheit des Westens den ärmeren Gesellschaften die Übernahme westlicher Technologien, Organisationsmodelle und die Bedienung westlicher Märkte erlaubt. Mindestens eine Milliarde Menschen konnten in wenigen Jahrzehnten bitterster Armut entkommen.[6] Vor allem das immer noch von einer kommunistischen Partei  regierte China ist der große Gewinner des Globalisierungsprozesses gewesen. Das Pro-Kopf-Einkommen der Chinesen hat sich in vier Jahrzehnten annähernd verzehnfacht.[7] Jedenfalls dann, wenn man die unterschiedliche Kaufkraft des Geldes in China und in den USA berücksichtigt, ist die chinesische Volkswirtschaft seit einigen Jahren mindestens so groß wie die amerikanische.[8] Bei einem Wachstumstempo, das mindestens doppelt so hoch wie das amerikanische ist, wird die chinesische Volkswirtschaft irgendwann in den 2020er Jahren um die 50% größer als die amerikanische werden und irgendwann in den 2030er Jahren doppelt so groß.[9] Man kann darüber streiten, ob sich die chinesische Volkswirtschaft so rasant entwickeln wird. Vor allem das schnelle Ergrauen Chinas und die Anfälligkeit autokratisch regierter Volkswirtschaften für extreme Wachstumsraten – sowohl im Positiven wie im Negativen – sprechen dagegen.[10] Die nach wie vor existierenden Vorteile der Rückständigkeit und die gute Humankapitalausstattung Chinas sprechen für auch künftig noch schnelles Wachstum.[11] Aber die Sowjetunion hat während des Kalten Krieges bewiesen, dass eine leninistisch regierte Autokratie sogar mit wesentlich schwächerer Wirtschaftskraft die USA und den Westen herausfordern kann.[12] Die materiellen Voraussetzungen für eine amerikanisch-chinesische Rivalität sind schon heute gegeben, obwohl China zweifellos noch viele Jahre braucht, um den amerikanischen Vorsprung bei der Rüstung aufzuholen.

Historisch ist ein rascher Wandel der Machtverhältnisse zwischen Großmächten gefährlich. Der amerikanische Politikwissenschaftler Graham Allison[13] schätzt, dass es in vier von sechzehn derartigen Fällen in den letzten 500 Jahren zum Krieg gekommen ist. Wenn man sich die Verkettung der Ereignisse genauer ansieht, wird man hier und da Zweifel vorbringen können. Ohne umfangreiche Arbeiten kann man allerdings nicht mal ahnen, ob man bei einem Replikationsversuch zu einer höheren oder geringeren Schätzung der Kriegsgefahr als 75% käme. Die Größenordnung des Risikos scheint zu stimmen, was im Nuklearzeitalter ein beunruhigender Befund sein muss. Plausibel ist allerdings, dass die bloße Existenz von Atomwaffen auf beiden Seiten Hoffnungen auf einen Sieg neutralisiert und stattdessen zum Frieden durch Furcht beiträgt.

Wer nach weiteren pazifizierenden Bedingungen sucht, wird in der Literatur zum Frieden durch Freihandel oder zum kapitalistischen Frieden fündig.[14] Je höher die wirtschaftliche Interdependenz zwischen zwei Mächten, je mehr der Handel zwischen ihnen blüht, je mehr wirtschaftliche Freiheit unter ihnen herrscht, desto geringer wird die Kriegsgefahr. Wer die Kriegsgefahr nicht unnötig erhöhen will, muss deshalb die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den USA oder dem Westen einerseits und China andererseits erhalten und stärken wollen statt sie durch eine protektionistische Politik oder gar einen Wirtschaftskrieg zu gefährden. Natürlich können weder nukleare Abschreckung noch wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und dem Westen den Frieden mit absoluter Sicherheit garantieren, aber das bedeutet nicht, dass man Versuche der Reduzierung des Risikos durch wirtschaftliche Kooperation unterlassen sollte.

Perspektiven einer neuen Einheit zwischen Nordamerika und Europa

Diese Gedanken implizieren auch nicht, dass die USA und der Westen nur die Optionen haben, entweder zu hoffen, dass die Chinesen durch eigene Fehlentscheidungen selbst ihren Aufstieg zur Weltmacht verlangsamen bzw. verhindern, oder dass der Westen eine künftige chinesische Hegemonialposition einfach hinnehmen muss. Weil die Verbindung wirtschaftlicher und politischer Freiheit und der Schutz des Individuums vor der politischen Obrigkeit im Westen stärker als anderswo verankert sind, verdienen Kultur, Tradition und Werte des Westens durchaus den Versuch der Bewahrung. Dabei sollte nicht der Versuch, andere Kulturkreise arm und deshalb relativ ohnmächtig zu halten, das Mittel der Wahl sein, sondern die defensive Einheit des Westens. Wenn der nordamerikanische und der europäische Teil des Westens eng miteinander zusammenarbeiten – man könnte auch sagen: wieder wie im Kalten Krieg einen Block[15] bilden – dann wird die gemeinsame Wirtschaftskraft noch annähernd zwei Jahrzehnte auch einer florierenden chinesischen Wirtschaft ungefähr ebenbürtig sein.[16] Wegen des chinesischen Nachholbedarfs bei der Rüstung gegenüber den USA läge ein militärisches Gleichgewicht zwischen einem Westblock und China in noch weiterer Ferne. Wenn der Westen künftig der Versuchung widersteht, nicht-westliche Gesellschaften nach siegreichen Feldzügen umzuformen bzw. demokratisieren zu wollen, wie in Afghanistan oder dem Irak, dann wird die Einheit eines Westblocks auch nicht unnötigen Belastungen durch absehbare Misserfolge ausgesetzt. Nation-building jenseits der eigenen Kultur- oder Zivilisationsgrenze funktioniert selten oder nie.

Die militärische Komponente der transatlantischen Zusammenarbeit ist heute schon gegeben, wird allerdings durch das Ungleichgewicht der Verteidigungsanstrengungen auf beiden Seiten des Atlantiks gefährdet. Die Amerikaner haben schon lange den Eindruck, dass die Westeuropäer im Allgemeinen und die Deutschen im Besonderen Verteidigungsanstrengungen nur simulieren. Das Problem des ‚burden sharing’ ist viel älter als die Präsidentschaft Trumps, der nur nicht mehr bereit ist, es mit diplomatischer Höflichkeit zu übertünchen. Um die Einheit des Westens zu festigen, wäre auch eine Wiederbelebung des Gedankens einer transatlantischen Freihandelszone wichtig. Dabei sollte man sich nicht unbedingt am Vorbild der Europäischen Union orientieren, die nicht nur eine Zollunion und ein recht erfolgreicher gemeinsamer Binnenmarkt ist, sondern immer wieder auch von Bestrebungen zu einer immer engeren Union gekennzeichnet wird. Eine immer engere Union läuft auf die Bildung der Vereinigten Staaten von Europa hinaus. Dieses Ziel überfordert die Integrationsbereitschaft vieler Europäer, wie sich schon lange vor der Brexit-Diskussion am deutlichsten in Großbritannien abzeichnete. Außerdem könnte ein europäischer Zentralstaat den Standortwettbewerb zwischen den europäischen Staaten schwächen, der historisch eng mit der Entstehung von sicheren Eigentumsrechten und wirtschaftlicher Freiheit verbunden ist. Europa hat seiner Uneinigkeit nicht nur viele Kriege, sondern auch die wirtschaftliche Freiheit und seinen frühen Wohlstand zu verdanken. Deshalb sollte es darum gehen, den friedlichen Wettbewerb der Staaten um die besten Standortbedingungen in Europa nicht durch ein Übersoll an Integration zu gefährden.

Das Problem des Brexits ließe sich in einer nordatlantischen Freihandelszone lösen.

Mit einer Akzentverlagerung von der europäischen auf die transatlantische Kooperation ließe sich Vieles gleichzeitig erreichen: Die Gefahr einer Abkoppelung des europäischen vom nordamerikanischen Teil des Westens im Zeitalter aufstrebender nicht-westlicher Zivilisationen würde verringert – nach China könnte auch Indien mal Weltmacht werden. Geopolitisch gesehen könnte die europäische Einheit im Gegensatz zur Einheit des Westens gleichzeitig zu wenig und zu spät sein. Bis zum Binnenmarkt, bis Ende des 20. Jahrhunderts, war die Einigung Europas eine Erfolgsgeschichte, bei der man allerdings die amerikanische Rolle im Hintergrund nicht gering schätzen sollte. Weil ein größerer Markt Produktivitätsgewinne und damit Wohlstand ermöglicht, haben alle beteiligten Europäer davon profitiert. Das würde erst recht für eine noch umfassendere transatlantische Freihandelszone oder gar einen gemeinsamen nordatlantischen Binnenmarkt gelten.

Seit dem Euro ist „mehr Europa“ eine Sackgasse

Mit der gemeinsamen Währung, dem Euro, hat sich Europa übernommen.[17] Solange jede europäische Volkswirtschaft ihre eigene Währung hatte, konnten sich die Länder in der Wirtschaftspolitik unterscheiden. Die einen neigten mehr zur Staatsverschuldung und Inflation, die anderen weniger. Die einen mussten häufiger abwerten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, die anderen aufwerten, weil die Exportüberschüsse allzu schnell wuchsen. Mit der Einheitswährung Euro haben unsere Politiker diesen Korrekturmechanismus ersatzlos abgeschafft. Die Warnungen vieler Fachleute vor diesem Schritt wurden überhört. Um den Euro zu retten, mussten hoch verschuldete Länder gerettet werden. Diese Rettung wurde an Bedingungen geknüpft, an eine harte Austeritätspolitik. „Mehr Europa“ bedeutete für manche Länder einen Schrumpfungsprozess der Volkswirtschaft, in Griechenland in etwa um 25%, für andere Länder aber Forderungen in mehrfacher Höhe des Staatshaushaltes, bei denen man über Höhe und Wahrscheinlichkeit des Ausfalls der Rückzahlung streiten kann. „Mehr Europa“ war bis zum Binnenmarkt ein Positivsummenspiel, bei dem viel gewonnen wurde. Seit dem Euro ist „mehr Europa“ eine die Freiheit beschränkende Sackgasse, ein Negativsummenspiel, bei dem Schuldner die Selbstbestimmung verlieren, Gläubiger wenig Hoffnung auf Rückzahlung haben und alte innereuropäische Gehässigkeiten wieder auferstehen.

Das Problem des Brexits ließe sich in einer nordatlantischen Freihandelszone lösen. Ohne das Ziel eines gemeinsamen transatlantischen Staates ließe sich auch der Standortwettbewerb unter den westlichen Staaten und damit eine Determinante wirtschaftlicher Dynamik besser schützen als in der EU, wo überzogene Integrationsbemühungen – wie beim Euro – das Erreichte gefährden.[18] Sowohl wirtschaftlich als auch geopolitisch ist die Einheit des Westens erstrebenswerter als die Europas. Kulturell ist der Atlantik kein breiterer Graben als der Rhein. Schon wegen der Bedeutung des Englischen als Weltsprache werden Kontakte unter europäischen Wissenschaftlern oft über amerikanische Fachzeitschriften und Konferenzen vermittelt. Ähnlich sieht es bei den Wirtschaftseliten aus. Deren französische oder deutsche Vertreter lesen seltener die Zeitungen des jeweils anderen Landes als die Financial Times oder das Wall Street Journal. Kontinentaleuropa eignet sich nicht für ein von den angelsächsischen Ländern unabhängiges Integrationsprojekt: geopolitisch nicht, kulturell nicht und wirtschaftlich auch nicht.[19]

Man könnte gegen meine Überlegungen einwenden, dass auch ein aus Europa und Nordamerika gebildeter Westblock weniger Menschen umfasst als China, also bei irgendwann einmal annähernd gleichem Pro-Kopf-Einkommen China nicht mehr gewachsen ist. Der Einwand ist zwar richtig, aber man muss sich der Grenzen geopolitischer Überlegungen und Szenarios bewusst bleiben. In Anbetracht des ohnehin dauernd bestehenden Bedarfs der Aktualisierung aller Überlegungen, sollte man nicht allzu weit in die Zukunft hinein denken. Immerhin vorstellbar bleibt, dass es in China irgendwann zu einer freiheitlich-demokratischen Entwicklung kommt. Die Ereignisse auf der kulturell verwandten, dem chinesischen Festland vorgelagerten Insel Taiwan geben Anlass zur Hoffnung: Dort verlief die Demokratisierung Ende der 1980er Jahre unerwartet schnell. Denkbar wäre irgendwann auch die Demokratisierung Russlands und die sich daraus ergebende Chance der Zusammenarbeit mit dem Westen. Auch Lateinamerika ist dem Westen verwandter als andere Zivilisationen und könnte Kooperationspartner werden. Denkbar ist auch, dass das gleichzeitige Ergrauen des Westens und Chinas bei demographischem Wachstum der islamischen und afrikanischen Kultur- und Zivilisationskreise den sich gegenwärtig abzeichnenden Konflikt zwischen China und dem Westen bzw. den USA obsolet werden lässt. Man könnte das auch den gerontokratischen Frieden nennen.[20]

  

[1] Samuel P. Huntington: The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order (New York: Simon and Schuster, 1996). Eine wichtige Implikation der Huntingtonschen Theorie ist die Warnung vor westlicher Einmischung jenseits der eigenen Kultur- oder Zivilisationsgrenze.

[2] Manchen Leser wird meine Verwendung des Wortes Gewaltenteilung an dieser Stelle befremden. Ich habe das Wort hier gewählt, weil ich die Gewaltenteilung zwischen Wirtschaft und Staat (oder Politik) für noch fundamentaler als die klassische Gewaltenteilung unter Legislative, Exekutive und Judikative halte. Genauso wichtig wie die Gewaltenteilung zwischen Wirtschaft und Politik ist die schon im Mittelalter vorhandene Gewaltenteilung zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft. Außerhalb des Westens gab es oft eine Fusion von geistlicher und weltlicher Herrschaft. Innerhalb des Westens gab es das zwar auch, etwa bei der anglikanischen Kirche, aber nie auch nur im größten Teil des Westens.

[3] Zu westlichen Werten, ihrer Abgrenzung zu globalen und universalen Werten und innerwestlichen Spannungen in Wertefragen, vgl. David Engels: ‚Neue’ und ‚alte’ Werte, CATO 3/2019, S. 24-28.

[4] Warum der Kapitalismus im Westen und nicht anderswo entstanden ist, warum der Westen zuerst die industrielle Revolution durchgemacht und die Massenarmut überwunden hat, dazu gibt es eine umfangreiche Literatur. Meine eigene Auffassung habe ich in einem Buch dargestellt: Asien und der Westen. Politische und kulturelle Determinanten der wirtschaftlichen Entwicklung (Nomos, Baden-Baden 2000). Ein früherer Text, der mich stark beeinflusst hat, stammt von Eric L. Jones: The European Miracle (Cambridge University Press 1981). Ein besonders wichtiger Text mit einer etwas anderen Perspektive stammt von Deirdre N. McCloskey: Bourgeois Dignity. Why Economics Can’t Explain the Modern World (University of Chicago Press 2010). Der jüngste wichtige Text zu diesem Thema stammt von Walter Scheidel: Escape from Rome: The Failure of Empire and the Road to Prosperity (Princeton University Press 2019).

[5] Vgl. Paul Collier: Exodus. How Migration Is Changing Our World (Oxford University Press 2013).

[6] Vgl. Angus Deaton: The Great Escape. Health, Wealth, and the Origins of Inequality (Princeton University Press 2013); Branko Milanovic: Global Inequality (Cambridge, MA: Belknap bzw. Harvard University Press 2016); Steven Radelet: Prosperity Rising. Foreign Affairs 95(1), 2016, S. 85-95.

[7] Schon nach den ersten 25 Jahren der Reformperiode wurde eine Versiebenfachung des Pro-Kopf-Einkommens festgestellt. Vgl. Minxin Pei: China’s Trapped Transition (Cambridge, MA: Harvard University Press 2006).

[8] Man kann und sollte darüber streiten, ob die Größe von Volkswirtschaften ein geeigneter Indikator für die sicherheitpolitisch relevanten Machtverhältnisse ist. Das wird bzweifelt von  Michael Beckley: The Power of Nations. Measuring What Matters. International Security 43(2), 2018, S. 7-44. Nach Beckley hängen die Machtverhältnisse genauso stark vom Pro-Kopf-Einkommen wie von der Größe der Volkswirtschaft ab. Wenn man sich dieser Auffassung anschließt dann werden die USA und China voraussichtlich erst in den 2040er Jahren annähernd gleichwertige Rivalen.

[9] Besonders optimistische Einschätzungen der chinesischen Wirtschaft und ihres Wachstumspotenzials findet man bei Robert  Fogel: Why China’s Economy Will Grow to $ 123 Trillion by 2040, Foreign Policy 177 (2010), S. 70-75, oder Arvind Subramanian: The Inevitable Superpower. Why China’s Dominance is a Sure Thing. Foreign Affairs 90(5), 2011, S. 66-78. Hinweise darauf, dass das chinesische Wachstumspotenzial immer noch sehr hoch ist und vor allem durch die Abkehr von der Reformpolitik gefährdet wird, findet man bei Nicolas R. Lardy: The State Strikes Back. The End of Economic Reform in China (Washington DC: Peterson Institute for International Economics 2019).  Vgl. Auch den Anfang von  Graham Allison: Destined for War. Can America and China Escape Thucydides’ Trap? (Boston: Houghton Mifflin Harcourt 2017).

[10] Dass China in den letzten vierzig Jahren ein Wirtschaftswunder erlebt hat, illustriert die positiven Möglichkeiten aurokratischer Systeme. Der große Sprung nach Vorn mit einen vielleicht 45 Millionen Hungertoten zeigt, was in Autokratien alles schief gehen kann. Vgl. Frank Dikötter: Mao’s Great Famine. The History of China’s Most Devastating Catastrophe, 1958-1962 (London: Bloomsbury, 2010).

[11] Was für und was gegen ein schnelles Wirtschaftswachstum Chinas spricht, habe ich etwas ausführlicher und mit Literaturhinweisen am Anfang meines Aufsatzes dargestellt: Considering a Chinese Sphere of Influence, Pacific Focus XXXIII (2), 2018, S. 330-351.

[12] Vgl. James L. Payne: Why Nations Arm (Oxford: Blackwell, 1989); Edward N. Luttwak: The Grand Strategy of the Soviet Union (New York: St. Martin’s Press, 1983).

[13] Graham Allison: Destined for War. Can America and China Escape Thucydides’s Trap? (Boston: Houghton Mifflin Harcourt 2017).

[14] Zusammenfassend bei Erich Weede: The Expansion of Economic Freedom and the Capitalist Peace, S. 820-836 in William B. Thompson (ed.): The Oxford Encyclopedia of Empirical International Relations Theory (Oxford University Press 2018).

[15] Das Denken in Blöcken ist nicht so überholt, wie allzu idealistische Beobachter der Weltpolitik meinen. Ein Block ist gleichzeitig eine Allianz, eine Freihandelszone und eine Wertegemeinschaft. Basis der Blockbildung kann eine Kultur oder Zivilisation sein. Vgl. dazu Michael Lind: After Hegemony. The National Interest  159, 2019, S. 75-87. Anstatt von Blöcken könnte man auch von Einflusssphären sprechen und den Westen in Anbetracht des riesigen Abstandes an Wirtschaftskraft und Militärmacht zwischen den USA einerseits und Deutschland, Frankreich oder Großbritannien andererseits als amerikanische Einflusssphäre auffassen. Obwohl der Begriff der Einflusssphäre lange tabuisiert war, gibt es in den USA Anzeichen für dessen Wiederbelebung. Vgl. Graham Allison: The New Spheres of Influence. Sharing the Globe With Other Great Powers. Foreign Affairs 99 (2), 2020, S. 30-40. Entscheidend an der Wiederbelebung des Begriffs in den USA ist, dass hier nicht eine Machtausweitung für die USA angestrebt wird, sondern im Gegenteil Grenzen des amerikanischen Einflusses anerkannt werden sollen.

[16] Noch weiter geht Allison, der den amerikanischen Beitritt zur transpazifischen 11-Länder-Gemeinschaft und die Wiederbelebung von Plänen zur Schaffung einer nordatlantischen Freihandelszone vorschlägt und damit ca. 70% der gegenwärtigen Weltwirtschaftskraft unter amerikanischer Führung zusammenfassen will.

[17] Vgl. Thilo Sarrazin: Europa braucht den Euro nicht (München: DVA 2012); Hans-Werner Sinn: Der Schwarze Juni (Freiburg: Herder 2016); Dirk Meyer: Europäische Union und Währungsunion in der Dauerkrise (Heidelberg: Springer Nature 2020).

[18] Vgl. dazu Dominik Geppert: Ein Europa, das es nicht gibt. Die fatale Sprengkraft des Euro (Berlin: Europa Verlag 2013); Gunther Schnabl: The Failure of ECB Monetary Policy from a Mises-Hayek Perspective,  S. 127- 152 in Annette Godart-van der Kroon and Patrik Vonlanthen (eds.): Banking and Monetary Policy from the Perspective of Austrian Economics (Cham Schweiz: Springer 2018); Erich Weede: Managing Decline by Expanding Government: The Case of Germany, S. 167-192 in Annette Godart-van der Kroon and Patrik Vonlanthen (eds.): Banking and Monetary Policy from the Perspective of Austrian Economics (Cham Schweiz: Springer 2018).

[19] Zur Unverträglichkeit der wirtschaftspolitischen Vorstellungen in den zwei kontinentaleuropäischen Kernländern Deutschland und Frankreich vgl. Markus K. Brunnermeier, Harold James, and Jan-Pierre Landau: The Euro and the Battle of Ideas (Princeton University Press 2016). Man kann auch darauf hinweisen, dass Frankreich in Europa oft für Zentralismus und Dirigismus steht. Das gilt auch für Macron. Dazu Hans Jörg Hennecke: Europa am Scheideweg. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Montag, 1. 4. 2019, Seite 18; Roland Vaubel: Frankreich  als Problem für Europa. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 3. 5. 2019. Seite 16; Meines Erachtens ist die EU nach dem Brexit viel anfälliger für den schleichenden Abbau der wirtschaftlichen Freiheit als ein von den USA geführter Westen.

[20] Ohne Verwendung dieses Etiketts vertreten folgende Autoren die Auffassung, dass ältere Gesellschaften seltener als jüngere Gesellschaften in Kriege verwickelt sind. Deborah Jordan Brooks, Stephen G. Brooks, Brian D. Greenhill and Mark L. Haas: The Demographic Transition Theory of War. Why Young Societies are Conflict Prone and Old Societies are the Most Peaceful. International Security 43(3), 2018/19, S. 53-95.

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