Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren

Friedrich August von Hayek hat 1968 in einem Vortrag am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel den Wettbewerb zwischen Anbietern und Nachfragern auf etablierten, offenen Märkten als „Entdeckungsverfahren“ charakterisiert. Die Hayeksche Denkfigur wurde von einer Vielzahl von Ökonomen übernommen, aber es gibt nur wenige Versuche in der Fachliteratur, diese plausible Denkfigur im Detail auszuarbeiten.

In diesem Paper werden daher drei Ansätze in Grundzügen vorgestellt, die auf unterschiedliche Weise deutlich machen, wie der Kosten-, Preis- und Innovationswettbewerb in einer freien Marktwirtschaft gesellschaftlich nützliches Wissen generiert, das ohne den Marktwettbewerb nicht entsteht. Dazu werden erstens die Aufdeckungs– und Ordnungsfunktion des Marktwettbewerbs durch das Unterbieten der Anbieter und das Überbieten der Nachfrager im Experiment der zweiseitigen mündlichen Auktion dargestellt, wobei der Fokus auf dem Austauschprozess der Markteilnehmer liegt. Zweitens wird gezeigt, wie der (von W. Kerber und N. J. Saam) modellierte parallele Prozess des Experimentierens mit Hypothesen von kreativen konkurrierenden Unternehmern, mit welchen Produkten die zahlungskräftige Nachfrage am besten befriedigt werden kann, durch lernendes Nachahmen des besten Unternehmens zu einer ständigen Wissensakkumulation führt, allerdings nur dann, wenn alle Aktivitäten des Innovators imitiert werden können. Schließlich wird drittens in dem methodisch „un-österreichischen“ Rahmen des intertemporalen allgemeinen Gleichgewichts die Erkundungswirkung des Innovationswettbewerbs deutlich, wenn ein leichterer Marktzutritt mit mehr Wettbewerb unter qualitätsverbessernden Innovatoren aufdeckt, welche Qualitätssteigerung den Kunden am meisten konveniert.

Dieses Paper ist die ausgearbeitete und um einen mathematischen Anhang ergänzte Fassung eines Vortrags, den Karl Farmer im September 2019 an der Austrian Academy 2019 gehalten hat. Sie können sich den Vortrag auch als Video ansehen. Aufgrund seiner Reichhaltigkeit sind wir dankbar, dass der Autor davon die vorliegende schriftliche Fassung erstellt hat. Karl Farmer verbindet in seiner Person die Kenntnis der Gedankenwelt der Österreichischen Schule mit Kompetenz in der heute vorherrschenden mathematisch-empirischen Methodik der gegenwärtigen Wirtschaftswissenschaft. Wichtig an diesem Paper ist die Verbindung beider Betrachtungsweisen, insbesondere der Versuch, Hayeks Idee des Wettbewerbs als „Entdeckungsverfahren“ auf seinen empirischen Gehalt hin zu prüfen.

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