„Wohlstand für alle“ durch Marktwirtschaft: Illusion oder Wirklichkeit?

Ludwig Erhards Vision von Wohlstand für alle durch Marktwirtschaft und Wettbewerb war keine Illusion, sondern ist Wirklichkeit geworden. Erhards Politik war der beste Beweis für die wohlstandschaffende Kraft eines freien, ungehinderten Marktes und der Intelligenz eines politisch nicht verzerrten, marktwirtschaftlichen Preissystems. Deshalb ist auch die gängige Fixierung auf das Problem der sozialen Ungleichheit problematisch. Entscheidend ist nicht Ungleichheit, sondern die Frage, ob die kapitalistische Marktwirtschaft den Lebensstandard der breiten Massen, auch der Ärmsten, zu heben vermag und ob er für diese Aufgabe alternativlos ist. Beide Fragen sind klar zu bejahen. Der Kapitalismus ist in Wirklichkeit die „Wirtschaftsform des Gebens“. Er schafft Arbeit, hebt die Produktivität und damit Reallöhne und Lebensstandard. Es waren nicht die Gewerkschaften oder die Sozialpolitik, die das Leben der Massen verbesserte, sondern die wohlstandsschaffende Kraft der kapitalistischen Marktwirtschaft.

Unter dem Titel „Wohlstand für alle“ durch Marktwirtschaft: Illusion oder Wirklichkeit?“ fand im November 2016 in Wien ein Symposium statt, an dem Prof. Martin Rhonheimer, Präsident des Austrian Institute, das Hauptreferat hielt. Dieses wurde jetzt in einer ausgearbeiteten und reichlich dokumentierten Fassung vom Veranstalter des damaligen Symposiums, dem Arbeitskreis katholischer Verbände und dem Dr. Karl Kummer Institut (Wien) publiziert. Hier können Sie den ungekürzten Beitrag herunterladen.

Das Dr. Karl Kummer Institut wird am 3. Oktober 2017 eine Nachfolgeveranstaltung zu diesem Thema durchführen. Am Ende dieser Seite finden Sie dazu die genaueren Angaben.

Die Auffassung, der Kapitalismus habe erst durch seine Zähmung durch Sozialpolitik Wohlstand für alle gebracht, ist eine sowohl theoretisch wie auch historisch widerlegte Geschichtslegende. Die vielfältigen Krisen und Fehlentwicklungen der Vergangenheit waren nicht eine Folge von Kapitalismus und Laissez-faire; sie wurden vielmehr durch Staatsinterventionismus und politische Fehlsteuerungen und Fehlanreize verursacht. Das lässt sich anhand historischer Beispiele, auch der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise, zeigen.

Den gegenwärtigen wirtschaftlichen und sozialen Problemen kann adäquat nur mit den „innovativen Kräften des freien Unternehmertums, des Wettbewerbs und des Marktes“ begegnet werden. Wenn man hingegen nach mehr Staat und mehr Regulierung ruft, macht man den Bock zum Gärtner. Zu kritisieren ist auch die gegenwärtige Geldpolitik der Zentralbanken, insbesondere der EZB. Sie verhindert Innovation, ist wachstumsfeindlich und bewirkt eine ungerechte Umverteilung von unten nach oben.

Eine möglichst freie Marktwirtschaft, eingebettet in eine staatlich garantierte Rechtsordnung, schafft zwar keine vollkommene Welt; sie ist aber die beste aller möglichen Welten. Auch wenn es im einzelnen Marktversagen geben mag, so besteht in staatlicher Abhilfe keine Garantie für ein besseres Ergebnis, im Gegenteil: Staatsversagen, für das Geschichte und Gegenwart zahlreiche Beispiele liefert, ist schlimmer als Marktversagen. Staatsversagen wirkt sich auf die gesamte Volkswirtschaft auf und verursacht makroökonomische Ungleichgewichte und Krisen; Marktversagen hingegen bleibt immer dezentral und kann gerade durch Markt und Wettbewerb sowie unternehmerische Innovationen korrigiert werden.

Auch die Ansicht, der Markt fördere Unmoral, ist unzutreffend. Im Gegenteil: Gerade marktwirtschaftliches Verhalten, will es erfolgreich sein, bildet Anreize für die besten Instinkte im Menschen wie Selbstverantwortung, Verlässlichkeit, Initiativgeist, Risikobereitschaft – im Unterschied zu einer staatsinterventionistischen oder gar sozialistischen Wirtschaftsform, die vom System her Anreize zum Gegenteil bieten. Gerade die Freiheit ist es, auf der allein ethisches Verhalten wachsen kann; für ihren Missbrauch und für Betrug ist das Strafrecht zuständig. Dabei ist an eine ältere Tradition der katholischen Sozialethik zu erinnern, die, mit Georg von Hertling, bereits am Ende des 19. Jahrhunderts die Notwendigkeit betonte, „mit allem Ernst und Nachdruck auf die großen Dienste hinzuweisen, welche die moderne Kultur der freien Initiative Einzelner und dem privaten Unternehmertum verdankt“, und die Meinung vertrat, Freiheit sei die „Lebensluft“ für alle wirkliche Kultur.

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Einladung

Gemeinsamer Clubabend „Gesellschaft & Politik” des Dr. Karl Kummer Instituts (KKI) und der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV).

„Wohlstand für alle durch Marktwirtschaft – Illusion oder Wirklichkeit?”

Termin: Dienstag, 3. Oktober 2017; 18:00 Uhr Ort:   Karl Kummer Institut, Lois Weinberger Saal; 1080 Wien, Laudongasse 16.

Im letzten Jahr haben KKI und AKV ein gemeinsames Symposi­um zu diesem Thema veranstaltet und darüber eine Publikation vorgelegt (Zeitschrift „Gesellschaft & Politik“ 1/17). Ausgehend von der scharfen Kapitalismuskritik von Papst Fran­ziskus („Diese Wirtschaft tötet!“) widmen sich darin zahlreiche renommierte Autoren der Frage, inwieweit diese Kritik berech­tigt ist und wie eine neue Wirtschaftsordnung aussehen könnte. Genau darüber wollen wir weiter diskutieren und dieses Thema vertiefen.

Anmeldung unter: office@kummer-institut.at oder 01/405 26 74 Staatssekretär a.D. Mag. Helmut Kukacka (AKV Präsident) Dr. Norbert Schnedl (Präsident Karl Kummer Institut) Mag. Alexander Rauner (Karl Kummer Institut)

Als Gesprächspartner stehen zwei profilierte Persönlichkeiten aus dem Kreis der Autoren zur Verfügung:

Herr Univ.-Prof. Dr. Martin Rhonheimer, Priester und Professor für Ethik und Philosophie an der Päpstli­chen Universität Santa Croce in Rom; Gründungspräsident des Austrian Institute of Economics and Social Philosophy, Wien.

Martin Rhonheimer verfügt innerhalb der katholischen Kirche über ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal: Es ist weder ein Feind der Marktwirtschaft, noch ein Kapitalismuskritiker. Er steht auf dem Boden der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ und vertritt die Meinung, im Unterschied zu manchen kirchenamtlichen Äußerungen, dass Armutsbe­kämpfung nicht durch „gerechte“ Verteilung, sondern allein durch unternehmerisches Handeln, Innovation und Produkti­vitätssteigerung im Rahmen einer freien und rechtsstaatlich geordneten Marktwirtschaft gelingen kann. Das ist eine heute ungewöhnliche, aber hochinteressante Position, die sich nicht mit dem derzeitigen Mainstream in der Kirche und den meisten kirchlichen Vertretern der katholischen Soziallehre deckt.

Herr Hon.-Prof. Dr. Wilfried Stadler, Ökonom, Wirtschaftspublizist und Vorsitzender des Industrie­wissenschaftlichen Instituts. Ab 1990 in Vorstandsfunktionen tätig, zuletzt bis Mitte 2009 als Vorstandsvorsitzender der Investkredit Bank AG. Honorarprofessor für Wirtschaftspoli­tik an der Wirtschaftsuniversität Wien, Lehrbeauftragter für Finanzmarktökonomie an der Universität Salzburg und an der FH Campus-Wien.

Mit-Herausgeber und Kolumnist der österreichischen Wochen­zeitung DIE FURCHE. Zahlreiche Publikationen zu Fragen der Ordnungspolitik und der Finanzmarktökonomie.

Er vertritt die Position einer „verantworteten Marktwirtschaft“, deren Dynamik systemhaft soziale Ausgrenzung verringert, statt sie zu vermehren. Sie entspricht jenem Leitbild einer erneuerten (Öko-)Sozialen Marktwirtschaft, das letztlich eine natürliche Allianz christlich-sozialer mit ordoliberalen und säkulär-humanistischen Haltungen vereinigt. In „Caritas in veritate“ findet sich dafür der schöne Begriff einer „Humanis­tischen Synthese“. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, muss ein Wirtschaftssystem neben der materiellen Wertschöpfung auch „Sinn machen“ und als gesamtgesellschaftlich wertvoll erlebbar sein. Fehlt dieses Element, geht der gesellschaftliche Zusam­menhalt verloren.

Anschließend Diskussion.

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